Zukunft gesucht - und gefunden:

Das war die Ausbildungsmesse 2022

Fotos: sm, feuerbach.de Bild 1 von 5: Fotos: sm, feuerbach.de

Endlich wieder Ausbildungsmesse – eine gewisse Aufbruchstimmung lag an diesem Donnerstagabend in der Luft: Bei den Jugendlichen sowieso, schließlich entschied sich hier vielleicht schon ihre Zukunft, im Kontakt mit einem potentiellen Arbeitgeber.

Aber auch den Organisa­toren von Bismarck­ und Realschule und den zahlreichen Ausstellern war die Freude über die Rückkehr zur Normalität anzumerken.

Positive Signale sendeten auch die Begrüßungsansprachen: Die Lage in Stuttgart sei ausgesprochen gut, darin war man sich einig. Bezirksvorsteher Johannes Heberle hatte auch die ganz aktuellen Zahlen in petto: 3000 Jugendliche gehen jährlich in Stuttgart mit einem Hauptschul- oder Realschulabschluss ab. Ein Viertel davon beginne direkt mit einer Ausbildung, zirka 55 Prozent besuchen eine weiterbildende Schule und die restlichen 20 Prozent verteilten sich auf Freiwilligendienste, Jobber und Maßnahmen der Arbeitsagentur. Dass sich dieser letzte Werte verringern könnte, scheint dabei absehbar: Überall werden händeringend Fachkräfte gesucht und die Ausbildungsmesse wie auch die unterschiedlichen Angebote der beiden Schulen tun ihr Übriges, um den Nachwuchs mit den ausbildenden Betrieben zusammen zu bringen.

Herwig Rust, Leiter der Feuerbacher Realschule, hat sogar ganz praktische Belege, wie gut die Lage wieder ist: Dieser Tage stünde die nächste Runde Praktika an und es hätten alle 62 Schüler einen Praktikumsplatz bekommen. Seine Kollegin Cornelia Kaiser von der Bismarckschule bestätigt das, auch hier können alle Schüler in die Berufsfelder und Betriebe hineinschnuppern. Beide kommen allerdings auch überein, dass die praktische Erfahrung vor Ort nur ein Teil der Berufsfindung sei: Der Haupteinfluss gehe nach wie vor von den Eltern aus. Und weil diese oft nur einige wenige Berufsbilder kennen, habe man sie wieder ausdrücklich mit zur Ausbildungsmesse eingeladen.

In diesem Jahr war die Bandbreite der vorgestellten Berufe und der (Weiter-)Bildungsmöglichkeiten noch deutlich größer als bei den vorhergegangenen Messen. Besonders vielseitig waren die aufgezeigten Berufsfelder am Stand der Landeshauptstadt Stuttgart, nach eigenem Bekunden der viertgrößte Arbeitgeber in der Landeshauptstadt. Eine Broschüre gab Auskunft und führte die jeweils benötigten Schulabschlüsse an: Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste kann man demnach auch mit Hauptschulabschluss werden, ebenso Land- und Baumaschinenmechatroniker oder Forstwirtin. Doch nur, wer davon weiß, kann sich auch dafür bewerben.

An vielen Ständen wurde auch gesägt, gehämmert und ausprobiert. Knitz hatte man Mitmachaktionen ersonnen, um mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Aber natürlich auch, um deren Fähigkeiten auszutesten. Schließlich geht es bei den Fachkräften von morgen längst nicht mehr nur um schulische Zensuren, sondern auch um soziale Kompetenz, Geschicklichkeit oder Genauigkeit: Bei Türenmann wurden daher Handyhalter zusammengebaut, bei der berufsbildenden Steinbeisschule für Bautechnik klopfte man im Wettstreit Nägel in einen Balken und am Stand der Mobilen Jugendarbeit Feuerbach testete man Geduld und Weitsicht, indem man Strickleitern entwirren ließ.

Am Stand der Bäckerei Sailer wurden natürlich Brezeln geschlungen. Bäckermeister Thomas Widmann machte es vor, dann waren die Jugendlichen an der Reihe. Schwieriger als gedacht war das. Falls sich aber an diesem Abend jemand be- sonders geschickt anstellte und dabei seine Liebe zum Bäckerhandwerk entdeckte, stehen ihm oder ihr praktisch alle Türen offen. Widmann berichtet, dass im Herbst zahlreiche Ausbildungsplätze im Betrieb unbesetzt geblieben sind und führt das möglicherweise auf die Arbeitszeiten zurück. Denen setzt er nun seine eigene Begeisterung entgegen: Bäcker sei noch immer sein Traumberuf, sagt er entschlossen und hofft, möglichst viele Jugendliche ebenfalls davon überzeugen zu können.

Und die Jugendlichen selbst? Die machten das schon richtig, probierten viel aus und stellten viele Fragen. „Das ist schon toll, aber man muss richtig sportlich dafür sein“, war im Vorrübergehen von einem Grüppchen zu hören. Welcher Beruf, bitte?„Wir waren gerade am Stand der Bundespolizei“ verraten sie und erzählen, dass sich fast alle von Ihnen für diesen Bereich interessieren. Und das bestätigt den dritten Faktor der Berufswahl, den Schulleiter Rust zuvor angeführt hatte, nach den Eltern und der Praktikumserfahrung, beeinflusse auch die schulische Umgebung. Wird also schon werden.


Foto unten:
Die Macher der Ausbildungsmusse (v.l.): Ivonne Zorn, Bismarckschule; Johannes Heberle, Bezirksvorsteher, begrüßte Schüler und Gäste; Oliver Krebs, Feuerbacher Realschule; Herwig Rust, Leiter der Feuerbacher Realschule; Cornelia Kaiser, Leiterin der Bismarckschule; Susanne Roller, Bismarckschule.


Veröffentlicht am 22.11.2022