Der Kältebus des DRK ist ab Temperaturen unter dem Gefrierpunkt auf täglich wechselnden Routen in Stuttgart unterwegs und kümmert sich um diejenigen, mit denen es das Leben nicht gut gemeint hat.
Zweimal wöchentlich, dienstags und freitags kommt dabei auch das Feuerbacher Team zum Einsatz.
In einer klirrend kalten Dezembernacht war Bezirksvorsteher Johannes Heberle mit Tobias Lang und Matthias Jürgens von der DRK Stuttgart-Feuerbach auf Tour und machte sich ein Bild von der Lage. „Der Kältebus hat in der kalten Jahreszeit die Aufgabe, wohnungslose Menschen mit Tee, Suppen, Schlafsäcken, Isomatten und Kleidung vor dem Erfrierungstod zu schützen“, notierte Heberle später: „Aus den Erzählungen der Menschen wurde deutlich, dass Kälte nicht immer was mit der Witterung und der Temperatur zu tun hat.“
Seit 2013 gibt es den Kältebus. Mit ins Leben gerufen wurde er damals vom Feuerbacher Bereitschaftsleiter Tobias Lang: „Vorreiter war Berlin und was mir gefallen hat, war das Niederschwellige des Angebots. Dass nicht lange gefragt, sondern einfach geholfen wird.“ Die Besatzung fährt dabei auf wechselnden Routen die gängigen Schlafplätze an, und reagiert auch auf Hinweise, die über die Hotline 21 95 47 76 eingehen.
Wie verhält man sich richtig? Wer in einer kalten Nacht auf Obdachlose aufmerksam wird, soll aktiv werden, sagt Lang – das kann im Zweifel Leben retten: „Hingehen, ansprechen, vielleicht eine Decke oder heißen Tee mitnehmen.“ Und dann gegebenenfalls über die Telefonnummer auf der DRK-Seite melden. Dort ist ein Anrufbeantworter geschaltet und alle Hinweise, die bis Mitternacht eingehen, werden abgearbeitet. Liegt allerdings ein medizinischer Notfall vor, ist das ein Fall für den Notruf 112. Ein klares Wort für alle, die es vorziehen, wegzusehen: Das ist unterlassene Hilfeleistung und kann entsprechend geahndet werden.
Der DRK-Kältebus ist in der Regel zwischen zehn Uhr abends und zwei Uhr früh unterwegs – sobald die Temperatur unter den Gefrierpunkt fällt. Die Besatzung bringt Betroffene auf eigenen Wunsch auch in eine Notunterkunft. „Aber wenn jemand nicht will, dann ist das auch okay!“ Langfristig etwas an der Lebenssituation zu ändern, sei Aufgabe der Straßensozialarbeit, das DRK leistet die unmittelbare aber oft überlebenswichtige Soforthilfe.
Übrigens: Seit dem Extremsommer 2022 geht über 32 Grad Celsius auch der DRK-Hitzebus an den Start, dann mit Wasser und mit Hilfsmitteln zum Schutz gegen die Sonne!
Wer helfen will:
Auf www.drk-stuttgart.de gibt es unter „Angebote und Kurse“ weitere Informationen über den Kältebus und es werden unterschiedliche Möglichkeiten aufgelistet, wie man selbst etwas tun kann: „Am liebsten ist uns finanzielle Unterstützung, weil wir dann besser auf das reagieren können, was gerade erforderlich ist“, sagt Lang. Aber auch warme Winterjacken nimmt das DRK in seiner eigenen Kleiderkammer entgegen sowie Schlafsäcke, Isomatten und Fleece-Decken.
Dass Johannes Heberle in einer der kältesten Nächte des Jahres 2022 mit dabei war, sei reiner Zufall gewesen, so Lang. Der Feuerbacher Bezirksvorsteher postete danach in den Sozialen Medien: „Die überwiegende Dankbarkeit der wohnungslosen Menschen ist wirklich bewegend. Auch ich bin dankbar. Dankbar für die Möglichkeit, diesen Nachtdienst begleiten zu dürfen, und für den Einblick in ein Leben fernab unserer alltäglichen „Probleme“, vor allem aber fernab der (kommunal-) politischen Theorie.“
Tobias Lang war seinerseits angetan von seinem Helfer: „Er hat eine offene Art und ging auch sehr offen auf die Obdachlosen zu: Ich würde ihn wieder mitnehmen!“