Viel Zuwanderung aus dem Ausland, +2,3 Prozent in Feuerbach:

Statistisches Amt vermeldet verstärkte Zunahme der Bevölkerungszahl in 2022

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Die Bevölkerungszahl Stuttgarts ist im Jahr 2022 um etwa 1 Prozent gestiegen, erläutert Matthias Fatke, Leiter des Statistischen Amts der Landeshauptstadt, die demografische Jahresbilanz für Stuttgart:

„Grund für diese Zunahme ist die Zuwanderung von insgesamt 6.621 Personen, die maßgeblich von geflüchtetenMenschen aus der Ukraine geprägt ist.“

Der Wanderungssaldo von Ukrainerinnen und Ukrainern betrug plus 7.800, darunter plus 6.000 allein in den Monaten März und April. Zuvor war der Wanderungssaldo von Personen mit ukrainischem Pass zumeist ausgeglichen. „Ohne diese außergewöhnliche Entwicklung wäre die Bevölkerungszahl Stuttgarts weiter zurückgegangen“, erläuterte Attina Mäding, Leiterin des Sachgebiets Bevölkerung und Bildung des Statistischen Amts.
Nach der aktuellen Einwohnerfortschreibung waren am 31. Dezember 610.009 Einwohnerinnen und Einwohner mit Hauptwohnung in Stuttgart gemeldet. Das waren 6.296 Personen mehr als zum Jahresende 2021.

Zuwanderung fast ausschließlich aus dem Ausland
Aufgrund des Zustroms aus der Ukraine kamen insgesamt +11.662 Personen mehr aus dem Ausland nach Stuttgart, als Personen von hier ins Ausland wegzogen. Nach den stark durch die Corona-Pandemie geprägten Jahren 2020 und 2021 hatte die Auslandszuwanderung Mitte 2021 wieder zugenommen und war von -674 im Jahr 2020 auf +1.794 im Jahr 2021 gestiegen. Der Wanderungssaldo mit den anderen deutschen Bundesländern blieb jedoch deutlich im Minus, erholte sich allerdings von - 2.040 im Vorjahr auf -1.504 im Jahr 2022.
Aus anderen Landesteilen außerhalb der Region Stuttgart gewann die Landeshauptstadt mit +1.286 wieder etwas mehr Bevölkerung hinzu (2021: +186). Die Zuwächse aus diesen baden-württembergischen Regionen waren in den Jahren zuvor rückläufig. Der neuerliche Anstieg hängt nur zu einem geringen Teil mit der Zuweisung von Flüchtlingen aus den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes zusammen, da viele Menschen aus der Ukraine direkt in Stuttgart ankamen.
Auch die Abwanderung in die umliegenden Landkreise der Region Stuttgart ließ etwas nach. Mit -4.461 Personen (2021: -5.208), die Stuttgart in Richtung Umland per saldo den Rücken kehrten, lag die Landeshauptstadt jedoch weiter auf dem relativ hohen Niveau unterhalb von 4.000, wie in fast allen Jahren seit 2015.

Ausländische Bevölkerung nimmt wieder deutlich zu
Ende 2022 lebten knapp 168.700 Personen ohne deutsche Staatsangehörigkeit in Stuttgart. Damit erhöhte sich ihre Zahl um zirka 11.800, während die der Deutschen um zirka 5.500 sank. Die Anzahl der Ausländerinnen und Ausländer war zwischen 2016 und 2019 nicht mehr so stark gestiegen wie zuvor. Im Jahr 2020 war sie sogar um 1,4 Prozent zurückgegangen und 2021 stieg sie nur um 0,7 Prozent an. Im Jahr 2022 erhöhte sich die Zahl der Ausländer um 7,5 Prozent. Auch hier spielt der unerwartete Zuzug vieler Ukrainer eine entscheidende Rolle. In ähnlicher Weise stieg dieser Wert zuletzt 1990 bis 1992 und 2015 bis 2016. Der Anteil der ausländischen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung lag dadurch Ende des Jahres 2022 bei fast 28 Prozent. Im Vorjahr waren es noch 26 Prozent gewesen.

Erstmals seit knapp 20 Jahren wieder mehr Sterbefälle als Geburten
Zum ersten Mal seit dem Jahr 2003 kam es in Stuttgart wieder zu mehr Sterbefällen als Geburten. Der natürliche Saldo betrug minus -325 (2021: +889). Diese Differenz kam zustande, da mit 5.906 Geburten 871 weniger registriert wurden als im Vorjahr. Die Zahl der Sterbefälle stieg währenddessen um 343 auf 6.231 an. Wird der Effekt der Altersstruktur aus den Zahlen herausgerechnet, ist die Fruchtbarkeit im Vergleich zu den vier Jahren vor der Pandemie leicht gesunken, während die durchschnittliche Sterblichkeit der letzten drei Jahre nahezu unverändert geblieben ist.

Stärkstes Bevölkerungsplus in Möhringen
In den ersten sechs Monaten 2022 mit Abstand am stärksten zugenommen hat die Bevölkerungszahl im Stadtbezirk Möhringen mit einem Plus von 4 Prozent. Danach folgt Plieningen (2,5 Prozent). Im Verhältnis zu ihrer Größe wuchsen auch Feuerbach (+2,3 Prozent) und Stammheim (+2,2 Prozent) deutlich.
Dieser Anstieg hängt vor allem mit größeren Unterkünften für geflüchtete Menschen zusammen, die sich in diesen Bezirken befinden. Lässt man diese Unterkünfte unberücksichtigt, so hat Möhringen im Vergleich mit den anderen Stadtbezirken trotzdem die stärkste Einwohnerzunahme erfahren, Plieningen liegt nur auf Platz 6.
Geringfüge Verluste gab es lediglich in Münster (-0,7 Prozent) und Obertürkheim (- 0,34 Prozent). Hätte die Belegung in den städtischen Flüchtlingsunterkünften nicht zugenommen, wären die Zahlen auch in Botnang, Sillenbuch, Untertürkheim und insbesondere in Zuffenhausen zurückgegangen. Insgesamt ist die Zahl der Einwohner in städtischen Unterkünften für Geflüchteten um mehr als 4.000 angestiegen.

Veröffentlicht am 22.02.2023