Innovative Wärmeversorgung für Quartier am Wiener Platz:

Das erste Quartier Stuttgarts mit klimaneutralem Wärmekonzept entsteht in Feuerbach

Die Heizenergie entsteht aus lokaler Umweltwärme und PV-Anlagen: Am Wiener Platz in Stuttgart Feuerbach entsteht das erste Quartier der Landeshauptstadt mit einer klimaneutralen Wärmeversorgung.

Die Stadtwerke Stuttgart haben mit ihrer Tochter Energiedienste der Landeshauptstadt Stuttgart (EDS) jetzt eine Lösung vorgelegt, wie das gesamte Areal CO2-neutral mit Warmwasser und Heizenergie versorgt werden kann und dabei vollständig mit lokaler Umweltwärme und Ökostrom auskommt. Dazu entsteht ein innovatives Nahwärmenetz, das komplett ohne Gas oder fossile Rohstoffe konzipiert ist.
Peter Drausnigg, Technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Stuttgart, sagt: „Klimaneutraler und lokaler geht es nicht – mit der Energieversorgung am Wiener Platz setzen wir neue Maßstäbe.“ Er ergänzt: „Unsere Energiewende-Strategie setzen wir mit dem überarbeiteten Energiekonzept kompromisslos in die Tat um, indem wir vor Ort alle erneuerbaren Wärmequellen heben. Beim Quartier am Wiener Platz ist künftig Abwasser die wichtigste Wärmequelle.“
Die EDS hat das Konzept zum einen auf das gesamte Quartier erweitert, nachdem zwei weitere Baufelder mit Wärme versorgt werden sollen. Zum anderen wird die Wärmeversorgung so ausgestaltet, dass überhaupt kein Gas zum Einsatz kommt. Auch auf Biogas kann vollständig verzichtet werden. Die SWS beantragen für das Projekt die Bundesförderung effizienter Wärmenetze. Mit der Fertigstellung des Energiekonzepts können nun die Fördermittel beantragt werden. EDS-Geschäftsführer Jean-Claude Schmiedle erklärt: „Wir rechnen mit einem positiven Förderbescheid noch in diesem Jahr. Wenn alles nach Plan läuft, starten die Bauarbeiten für die Wärmeversorgung im Herbst.“ Die Grundsteinlegung für das Quartier ist für den 31. März geplant.

Ökostrombetriebene Heizzentrale und Photovoltaik
Kernstück des Energiekonzepts bleibt die innovative, ökostrombetriebene Wärmepumpe. Projektleiter Alexander Horn führt aus: „Wir bringen einen Wärmetauscher in den Abwasserkanal ein. Dort herrschen im Schnitt Temperaturen über 10 Grad, auch im Winter. Das ist ideal für eine zuverlässige und lokale Lösung.“ Die so gewonnene Heizenergie gelangt über eine Trägerflüssigkeit in einem eigenen Kreislauf in die Heizzentrale.
Dort erhöht eine Wärmepumpe die Temperatur energieeffizient auf ein nutzbares Niveau. Über spezielle Versorgungsleitungen gelangt die Wärme schließlich in die Gebäude und steht dort zum Heizen und für Warmwasser zur Verfügung. Als Redundanz, wenn die Wärmeerzeugung der Wärmepumpen nicht ausreichen sollte, also wenn besonders viel Wärme benötigt wird, haben die Stadtwerke zudem große elektrisch betriebene Heizkessel eingeplant – vergleichbar mit großen Durchlauferhitzern. Diese tragen laut Planstand weniger als 10 Prozent zum Jahreswärmebedarf bei. Über 90 Prozent des Jahreswärmebedarfs wird von den Wärmepumpen gedeckt.
Möglich macht das ein Pufferspeicher mit einem Volumen von 50 Kubikmetern, der Lastspitzen auffangen kann. „Das ist wichtig, damit die energieintensiven Kessel nur selten zum Einsatz kommen“, betont Alexander Horn. Denn in Pufferspeichern kann erzeugte Wärme lagern, wenn der Bedarf gering ist – etwa nachts. Morgens, wenn viel Warmwasser und Heizenergie gleichzeitig benötigt werden, steht sie dann zur Verfügung. Strom für die Wärmepumpe wird auch lokal auf den Dächern des Quartiers erzeugt. Geplant sind Photovoltaik-Anlagen mit einer installierten Leistung von ungefähr 250 Kilowatt-Peak.
EDS-Geschäftsführer Jean-Claude Schmiedle fasst zusammen: „Wir bieten hier ein Rundum-sorglos-Paket für alle zukünftigen Eigentümerinnen und Bewohner. Denn die gesetzlichen Vorgaben an die Wärmeversorgung werden immer strenger – unser Projekt setzt Maßstäbe in diesem elementaren Bereich.“ Rund 40 Prozent der klimarelevanten Emissionen in Deutschland stammen aus dem Gebäudesektor.

Grüne Beheizung als wichtiger Baustein für Klimaneutralität
Die Stadtwerke Stuttgart tragen als Motor der Energiewende entscheidend zur Klimaneutralität der Landeshauptstadt bis 2035 bei. Das Unternehmen will bis zu ein Viertel der heutigen Emissionen Stuttgarts durch Lösungen in den Bereichen Strom, Wärme und Mobilität reduzieren. Das 100 Prozent kommunale Unternehmen setzt auf lokale und innovative Lösungen zur Wärmeerzeugung. Das Unternehmen möchte zu diesem Zweck alle erneuerbaren Wärmequellen im Stadtgebiet erschließen, darunter insbesondere Abwasserwärme, außerdem Luft- und Erdwärme sowie, wenn möglich, auch Wärme aus dem Neckar. Außerdem investiert es konsequent in den Ausbau erneuerbarer Energien wie Sonnen- oder Windstrom. Beim Ausbau der Elektromobilität sind die SWS führend in Stuttgart. Die Energiewende geht nicht ohne Netzinfrastruktur: Zur Stadtwerke-Gruppe gehört auch die Stuttgart Netze als Netzbetreiber. Derzeit arbeiten rund 500 Beschäftigte für die gesamte Stadtwerke-Gruppe.

Veröffentlicht am 22.03.2023