Die Straße wird bei der FeuerbachNacht selbst zur Attraktion:

"Walk Acts" - Laufend gut

Unter anderem der schillernde Mirrorsuite-Man sowie ein geheimnisvoller Shakuhachi-Spieler werden die Besucher der FeuerbachNacht auf der Stuttgarter Strasse verzaubern. Fotos: feuerbach.de Bild 1 von 1: Unter anderem der schillernde Mirrorsuite-Man sowie ein geheimnisvoller Shakuhachi-Spieler werden die Besucher der FeuerbachNacht auf der Stuttgarter Strasse verzaubern. Fotos: feuerbach.de

Schon bei vergangenen FeuerbachNächten konnte man sie auf der Stuttgarter Straße erleben - besonders prägnante werden auch diesmal wieder dabei sein; die „Walk Acts“. Doch was ist das eigentlich?

Als „Walk Act“ bezeichnet man eine besondere Art der Darbietung, die nicht an einen festen Ort gebunden und bei der die Trennung zwischen Künstler und Publikum aufgehoben ist. Ein wichtiger Punkt dabei ist der häufige Standortwechsel, so dass die Performance hier fast wie aus heiterem Himmel im Alltag auftaucht. Viele Formen der Straßenkunst sind „Walk Acts“ und auch Werbetreibende bedienen sich dieser Darstellungsform, etwa wenn als Osterhasen verkleidete Mitarbeiter Schokoladen-Eier verteilen.

Die „Walk Acts“ dieser FeuerbachNacht sind auch deshalb etwas ganz Besonderes, weil sie so unterschiedliche Bereiche abdecken wie selten zuvor:

  • Während Kirchenmusiker Detlef Dörner in den Jahren zuvor immer das Gemeindehaus von St. Josef bespielt hat, überlässt er dies 2023 anderen und geht dafür mit seiner japanischen Shakuhachi-Bambusflöte auf Tour durch die FeuerbachNacht: So macht er um 16 Uhr am Burgenlandzentrum Halt, um 18 Uhr am Kelterplatz, um 20 Uhr auf dem alten Friedhof und um 22 Uhr am Roser-Areal. Er sorgt dabei für fast meditative Akzente in einem ansonsten sicher umtriebigen Programm, denn der Klang der Bambusflöte ist spröde und charakterstark und in Japan im Zen-Buddhismus beliebt.
  • Unübersehbar wird dagegen der „Mirrorsuit Man“ sein, schon wegen seiner schieren Größe und wegen des blinkenden und blitzenden Kostüms.
  • Ebenso strahlend, wenn auch streng genommen weniger „Walk-" sondern mehr "Street Act“ ist die Feuerjonglage-Show „Fire and Ice“ von Stefanie Fleschutz, die schon seit Beginn der FeuerbachNacht das Publikum in ihren Bann zieht. Seit 2005 bespielt sie den Süden Deutschlands mit ihren spektakulären Shows und ist dabei so professionell, dass selbst widrige Witterungsverhältnisse kein Problem für sie darstellt. Wer sich noch an den Schneefall zur letztjährigen Feuerbach- Nacht erinnert, weiß das zu schätzen.
  • Während hier ausdrücklich der Warnhinweis „Bitte nicht zu Hause ausprobieren!“ gilt, dürften viele einen anderen „Walk Act“ als ausgesprochen inspirierend empfinden: das poetische und dabei sehr schillernde Seifenblasenspektakel zur FeuerbachNacht. Für die meisten Menschen sind Seifenblasen ohnehin eine liebgewonnene Erinnerung an Kindertage, und sie sind ganz nebenbei eine urschwäbische Angelegenheit: Nach dem zweiten Weltkrieg habe Chemiker Rolf Hein in Tübingen mit Rezepten für Waschmittel experimentiert, so heißt es. Eine dieser Rezepturen brachte große Seifenblasen hervor, wobei die Quellen über die Waschwirkung keine Auskunft geben. Jedenfalls scheint sich Hein ein gewisses kindliches Gemüt bewahrt zu haben: Er hatte die Idee, ein spielfertiges Produkt für Kinder daraus zu machen: „Pustefix“ ging in einer bis heute geheimen Rezeptur ausgerechnet in einer ehemaligen Wehrmachtsbaracke in die Herstellung. Für die Gestaltung der Verpackung – die freilich zunächst noch aus Alu-Röhrchen mit Korkstöpseln bestand, ließ sich der Chemiker vom Teddy seiner Kinder inspirieren. Anfangs wurde Hein sehr für seine Idee belächelt, doch der Erfolg gab ihm Recht. Bis 2011 befand sich das Unternehmen im Familienbesitz, gehört inzwischen einem österreichischen Spielzeughersteller, während die Produktion sich bis heute in Tübingen befindet. Unklar ist, ob die Seifenblasen-Künstlerin bei der FeuerbachNacht eventuell ihre eigene Geheimrezeptur verwendet.So oder so lohnt es sich aber genau hinzusehen und sich für eigene Seifenblasen-Shows zu Hause inspirieren zu lassen!



Aus "FeuerbachGO", Ausgabe 04/2023

Veröffentlicht am 19.04.2023