Matthias Fatke, der Leiter des Statistischen Amts der Landeshauptstadt, hat am 7. August die demografische Halbjahresbilanz für Stuttgart vorgestellt. Demnach sind nach der aktuellen Einwohnerfortschreibung zum 30. Juni insgesamt 610.563 Einwohnerinnen und Einwohner mit Hauptwohnung in Stuttgart gemeldet.
„Mit einem Plus von nur 0,1 Prozent stagnierte die Bevölkerungszahl Stuttgarts somit im ersten Halbjahr 2023 weitgehend“, erklärte Fatke. Denn in Summe sind lediglich 554 Personen mehr als am 31. Dezember gemeldet. „Im ersten Halbjahr 2022 hatte sich der Zuwachs noch auf mehr als das Zehnfache belaufen“, so Fatke weiter.
Grund für das ins Stocken geratene Wachstum ist der Wanderungssaldo, also die Differenz aus Fort- und Zuzügen. Dieser ist von 5985 im ersten Halbjahr 2022 auf 990 im ersten Halbjahr 2023 zurückgegangen. Der Wanderungssaldo von Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit lag in den letzten sechs Monaten nur noch bei 684 anstatt bei 6520 Personen wie im Vergleichszeitraum des Vorjahrs.
„Damit hätte Stuttgart auch ohne den Zuzug von Ukrainerinnen und Ukrainern erstmalig seit 2018 in den Monaten Januar bis Juni wieder einen Wanderungsgewinn erzielt“, erläuterte Attina Mäding, Leiterin des Sachgebiets Bevölkerung und Bildung des Statistischen Amtes.
Zuwanderung aus dem Ausland stark zurückgegangen
Aus dem Ausland zogen in den ersten sechs Monaten zirka 2400 Personen mehr nach Stuttgart zu als fort. Das ist in etwa noch ein Viertel gegenüber dem Wanderungssaldo von plus 8700 des ersten Halbjahres 2022 und auch weniger als die knapp 3000 des zweiten Halbjahres 2022. Dies zeigt, dass Wanderungsbewegungen aufgrund des Russisch-Ukrainischen Krieges an Bedeutung verloren haben: Machte die Ukraine als Herkunfts-/Zielland in der Wanderungsbilanz 2022 in etwa 90 Prozent des ausländischen Zuzugsgewinns aus, betrug ihr Anteil im ersten Halbjahr dieses Jahres nur noch knapp 28 Prozent.
Mehr als verdoppelt im Vergleich zu den ersten sechs Monaten im Vorjahr hat sich der Stuttgarter Wanderungsgewinn aus Baden-Württemberg ohne die Umlandregion. Dieser lag mit 874 Personen auf dem Niveau des zweiten Halbjahres 2022. Der neuerliche Anstieg hängt vermutlich in weiten Teilen mit der Zuweisung von Geflüchteten aus den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes zusammen. Ausgenommen davon sind die ukrainischen Geflüchteten, die zu über 80 Prozent direkt aus ihrem Heimatland nach Stuttgart zuzogen.
Die Wanderungsverluste Stuttgarts mit den anderen deutschen Bundesländern erholten sich etwas und fielen mit minus 391 Personen deutlich geringer aus als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Damals lag das Minus noch bei 843 Personen.
In der Bilanz zogen am meisten Einwohnerinnen und Einwohner in die umgebenden Landkreise der Region Stuttgart fort. Doch mit 1800 Personen waren das zumindest etwas weniger als zuletzt. Im ersten Halbjahr 2022 hatte Stuttgart noch 2105 und im zweiten 2356 Einwohnerinnen und Einwohner per saldo an sein Umland verloren.
Ausländische Bevölkerung nimmt immer noch deutlich zu
Zum 30. Juni 2023 lebten zirka 171.370 Ausländerinnen und Ausländer in Stuttgart. Das entspricht einem Anteil von 28,1 Prozent der Bevölkerung. Insbesondere durch den Zuzug Geflüchteter aus der Ukraine war der Anteil ohne deutschen Pass von 26 auf 27,1 Prozent angestiegen. Diese Dynamik verlor etwas an Tempo. Allerdings wuchs der Anteil der ausländischen Bevölkerung in den letzten beiden Halbjahren immer noch um jeweils plus 0,5 Prozentpunkte. Das sind Werte, die sich mit den Zuwächsen in den Jahren 2015 bis 2016 vergleichen lassen.
Weiterhin deutliche Sterbeüberschüsse
Wie im Jahr 2022 war in Stuttgart auch im ersten Halbjahr 2023 erneut ein Geburtendefizit zu beobachten: Starben im Vorjahrjahreszeitraum 138 Personen mehr als geboren wurden, lag der natürliche Saldo im ersten Halbjahr 2023 bei minus 437. Dies lag daran, dass in den ersten sechs Monaten dieses Jahres nur 2666 Lebendgeburten verzeichnet wurden. Dies ist der niedrigste Halbjahreswert seit 2011. Die Zahl der Sterbefälle blieb mit 3103 weiterhin hoch, sank jedoch im Vergleich zum Höchstwert von 3206 des zweiten Halbjahres 2022.
Stärkstes Bevölkerungsplus 2023 in Weilimdorf
Der größte relative Bevölkerungszuwachs in den ersten sechs Monaten 2023 war in Weilimdorf mit plus 1,7 Prozent festzustellen, gefolgt von Zuffenhausens mit 1,2 Prozent. Weitere zwölf Stadtbezirke gewannen im ersten Halbjahr dazu, doch waren die Zuwächse mit unter einem Prozent nicht besonders ausgeprägt. Bei den Stadtbezirken mit Bevölkerungsverlusten fiel vor allem Birkach auf: Die minus 178 Einwohnerinnen und Einwohner bedeuteten im Bezug zur ohnehin geringen Bevölkerungszahl des Stadtbezirks einen Rückgang von minus 2,4 Prozent.
Änderungen der Belegungszahlen der städtischen Flüchtlingsunterkünfte prägten stark die Bevölkerungszuwächse oder -verluste in den einzelnen Stadtbezirken. Insbesondere in Weilimdorf, Zuffenhausen und Degerloch nahm die Belegung deutlich zu beziehungsweise eröffneten neue Unterkünfte. In Bad Cannstatt, Nord und Feuerbach ging die Belegung hingegen zurück.