Weinbau und Streuobstwiesen prägen die Feuerbacher Landschaft – und machen gerade jetzt im Herbst den Spaziergang zum Erlebnis. Zeit, einmal über den Wandel dieser beiden Formen der Kulturlandschaft nachzudenken.
Die Zahlen auf dem Internetauftritt www.wogv.de des Feuerbacher Wein-, Obst- und Gartenbauvereins weisen ungefähr 11,5 Hektar Rebfläche im Ertrag aus (Stand 2010). Insgesamt soll es 21 Rebsorten geben, davon nehmen Trollinger, Riesling, Lemberger, Dornfelder und Helfensteiner sowie Kerner den Löwenanteil ein. Wobei der Anteil des Trollingers wegen der gestiegenen Temperaturen seit Jahren rückläufig ist.
Man kann sich kaum vorstellen, dass zum Ende des 19. Jahrhunderts die Reblaus dem europäischen Weinbau beinahe den Garaus gemacht hätte: Dreiviertel der Weinbauflächen fielen dem aus Amerika eingeschleppten Schädling zum Opfer, der ab 1874 auch in Deutschland nachgewiesen war. Abhilfe schafften erst reblausresistente, amerikanische Rebsorten, die man als Unterlage für hiesige Sorten verwandte.
Der Einschnitt im Weinbau hatte da freilich bereits die zweite große Kulturlandschaft im Südwesten mit hervorgebracht: die Streuobstwiese.
Sie ist eigentlich eine knitze Form der Doppelnutzung. Unten wächst Gras, und damit das Heu, das das Vieh über den Winter bringen wird. Oben reifen Äpfel und Birnen, die die Tausendsassas des heimischen Obsts sind. Als Tafelobst, im Kuchen, als Mus, aber auch für Saft und Most. Dazu kommt Steinobst wie Zwetschgen oder Mirabellen. Die hatten immer nur kurz Saison, aber man konnte aus ihnen Schnaps brennen. Und die Überreste der Weiterverarbeitung konnten ebenfalls ans Vieh verfüttert werden.
Einerseits wurden viele Rebflächen aufgegeben. Andererseits konnten durch die aufkommende künstliche Düngung auch nährstoffarme Böden für den Ackerbau genutzt werden, was dazu führte, dass die schwerer zu bearbeitenden Hänge mit Obstbäumen bepflanzt wurden. Streuobstwiesen wurden zur dominanten Kulturform, doch das änderte sich ab den 50er Jahren. Wegen der Zersiedelung der Landschaft zählt die Streuobstwiese heute zu den mit „am stärksten gefährdeten Biotopen Mitteleuropas“ (Quelle Wikipedia).
(he)
Abb. rechts: Historische Illustration einer Reblaus