Dass die Burgenlandstraße zur Fahrradstraße und damit Teil der Fahrrad-Achse Weilimdorf-Feuerbach-Bad Cannstatt werden soll, steht eigentlich schon seit August 2022 fest.
Mit großer Mehrheit hatte sich damals der Bezirksbeirat dafür ausgesprochen. Doch jetzt, da es um die Umsetzung geht, gibt es immer wieder heftige Diskussionen. So auch bei der Sitzung am 26. September.
Die einen befürchten weiterhin, der bevorstehende Umbau der Burgenlandstraße könnte für erhebliche Einschnitte für die Anlieger sowie für verstärkten Ausweichverkehr in den umliegenden Straßen sorgen. Die anderen kritisieren, dass Maßnahmen ausgeführt würden, denen im Moment noch kein tragfähiges Gesamtkonzept zugrunde liegt. Man solle zunächst die Verlegung der Bundesstraße 295 abwarten und prüfen, wie sich dies allgemein auf den Verkehr in diesem Bereich auswirke.
Außerdem sei von der Stadtverwaltung eine Verkehrszählung durchgeführt worden, deren Ergebnise dem Bezirksbeirat noch immer nicht vorlagen. Bei der anschließenden Abstimmung über das Projekt gab es eine knappe Mehrheit mit Neun Ja-Stimmen, fünf Enthaltungen und drei Nein-Stimmen.
Die Stellungnahme der Stadtverwaltung folgte prompt und Pressesprecher Oliver Hirrlinger fasste die Lage so zusammen: „Die Ausweisung von Fahrradstraßen folgt dem Grundsatzbeschluss des Gemeinderats Stuttgart zu einer fahrradfreundlichen Stadt machen“ aus dem Jahr 2019. Damals hat sich eine Mehrheit des Gemeinderats dafür ausgesprochen, den Radverkehr in Stuttgart entscheidend zu stärken.
Mit dem geplanten Ausbau bildet die Burgenlandstraße einen Teil der Hauptradroute 6, die für den Radverkehr durchgängige Verbindung von Weilimdorf über Feuerbach nach Bad Cannstatt. Die Fahrradstraße ist in einem größeren Zusammenhang zu sehen, weil sie das Gesamtnetz des Radverkehrs in der Landeshauptstadt stärkt.
Nach Ansicht der beteiligten Stadtplaner passt die Führung der Fahrradstraße durch die Burgenlandstraße gut zum Anschluss der Fahrradroute in Richtung Bad Cannstatt. Im Ausschuss war eine Kartenskizze zu sehen, die lediglich eine Verschwenkung durch die Dornbirner Straße in Richtung der Stuttgarter Straße vorsieht. Auch an der Fortführung am westlichen Ende durch die Linzer Straße wollen die Planer festhalten. Daraus ergibt sich ihrer Überzeugung nach die beste Fortführung in Richtung Westen.
Die Ausstattung der Fahrradstraße folgt dem Prinzip, dem Radverkehr Vorrang zu geben: Die Straßen werden aus Gründen der Verkehrssicherheit zu einer Anliegerstraße umdeklariert. Das Limit von 30 km/h bleibt bestehen, die Rechts-vor-links-Regelung wird aufgehoben. Die Parkflächen werden markiert, Anlieger erhalten weiterhin Zufahrt. Allerdings liegt der Fokus auf der Sicherheit für den Rad- und Fußverkehr, weswegen die Sichtachsen freigehalten werden müssen und daher Parkplätze entfallen. Der Sichtbarmachung im Radverkehr dient die türkisfarbene Markierung.
Man kann solche Fahrradstraßen bereits in einigen Stadtbezirken sehen, etwa in Bad Cannstatt und in Stuttgart-Süd. Dem im Bezirksbeirat geäußerten Vorschlag, mit der Ausweisung der Fahrradstraße bis zur Verlegung der Bundesstraße 295 abzuwarten, sollte nach Meinung der beteiligten Ämter nicht entsprochen werden. Das weitere Vorgehen bestimmt der Gemeinderatsbeschluss aus dem Jahr 2019, Fahrradstraßen in einem engen Zeitkorridor umzusetzen. Der Zeitpunkt, an dem die Bundesstraße 295 verlegt und ein neues Konzept erstellt ist, ist aus jetziger Sicht nicht klar. „Wir verlieren wertvolle Jahre, wenn wir mit der Ausweisung der Fahrradstraße bis dahin abwarten“, so die einhellige Meinung der beteiligten Ämter.“