Pro Jahr werden in Deutschland elf Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Eine unglaubliche Zahl. Über die Hälfte fällt in privaten Haushalten an.
Aber auch schon vorher, in der Verarbeitung und im Handel, kommt es immer wieder zu Verlusten. Deshalb gibt es auch in Feuerbach eine Initiative, die Lebensmitteln eine zweite Chance gibt.
Die Spurensuche führt zum „HobbyHimmel“ im Industriegebiet Siemensstraße. Der Eingang zu der offenen Werkstatt gleicht einem Wertstoffhof. Direkt links neben dem Eingang stehen ein Kühlschrank sowie drei große Plastikkörbe. Diese unscheinbare Ecke ist die Foodsharing-Zentrale in Feuerbach. Das Prinzip des Foodsharing-Vereins ist es, Essen zu retten und zu teilen. Speziell geschulte Freiwillige holen Lebensmittel mit kleinen Makeln aus dem Einzelhandel ab, die sonst nach Ladenschluss entsorgt werden würden. So reicht eine matschige Mandarine, um ein ganzes Netz Obst auszusortieren und Bananen lassen sich kaum noch verkaufen, wenn sie schon erste braune Flecken aufweisen. Besonders häufig bleiben auch Backwaren übrig. Die geretteten Lebensmittel können kostenlos von allen Interessierten aus den sogenannten Fair-Teiler-Stationen abgeholt werden. Die Fair-Teiler werden nach festen Regeln kontrolliert und gereinigt.
Das Foodsharing läuft unabhängig von der Freien Werkstatt des HobbyHimmels ab. Beschriftungen an den Plastikkörben der Abholstation zeigen an, ob sie gefüllt oder leer sind. Damit das Lebensmittelretten noch übersichtlicher wird, wird aktuell ein großer Kühlschrank mit einer Fensterglas-Tür gesucht. Schon jetzt gibt es Plastikdosen zum Ausleihen für den Transport nach Hause.
Ein großer Vorteil ist es, dass der HobbyHimmel täglich geöffnet hat. Manchmal stehen am Sonntag schon Personen vor der Öffnung um 12 Uhr an. Es gibt natürlich keine Garantie für einen vollen Einkaufsbeutel. Nicht immer sieht es aus wie auf dem Foto, das nach einer größeren Spende aufgenommen wurde. Die Anlieferungen erfolgen nur unregelmäßig. Eine weitere wichtige Vereinbarung ist das Tafel-First-Prinzip. Die Tafel-Mitarbeitenden dürfen immer vorrangig Lebensmittel im Einzelhandel für ihre Ausgabestellen abholen. Deshalb muss auch niemand Bedenken haben, Bedürftigen etwas wegzunehmen. Manchmal bringen Tafel-Helfer sogar übrig gebliebene Waren im HobbyHimmel vorbei.
Wer mithelfen will, kann sich auf www.foodsharing.de unter „Mitmachen“ registrieren. Über diese Plattform wird die Lebensmittelrettung deutschlandweit in einzelnen Regionalgruppen organisiert. Nach einer Schulung ist es dann möglich, auch selbst überschüssige Lebensmittel bei kooperierenden Lebensmittelunternehmen abzuholen.
Die Feuerbacher Foodsharing-Zentrale befindet sich am HobbyHimmel, Siemensstraße 140, und hat montags bis donnerstags von 17 bis 22 Uhr geöffnet, freitags von 15 bis 22 Uhr, samstags von 12 bis 22 Uhr sowie sonntags von 12 bis 20 Uhr.
Von Andrej Hänel
(Aus "FeuerbachGO", Ausgabe 14/2023)