Heizung und Solarenergie: Es gibt derzeit wohl kaum ein Thema, das Häuslesbesitzern und auch Mietern so sehr unter den Nägeln brennt. Gleich zwei Veranstaltungen im Stadtbezirk versuchten zum Jahresende noch, etwas Licht ins Dunkel zu bringen.
Erst lud der Bezirksbeirat zu einem Infoabend ins Freie Musikzentrum, dann zog auch der Bürgerverein mit einem Themenabend in der Bürgeretage nach. Klar scheint: Einfach wird die Umsetzung nicht, dafür aber kostspielig.
Nach dem Gemeinderats-Beschluss vom 27. Juli 2022 lautet das erklärte Ziel, bis zum Jahr 2035 eine Klimaneutralität in Stuttgart zu erreichen. Die derzeit propagierte Solarinitiative soll dabei helfen, unklar ist vielen Bürgern aber die konkrete Vorgehensweise. Inspiriert von einer ähnlichen, sehr erfolgreichen Veranstaltung in Botnang lud der Feuerbacher Bezirksbeirat entsprechend Mitte November in den Veranstaltungssaal des Freien Musikzentrums zu einem ebenfalls sehr gut besuchten Podiumsgespräch: Es informierten Dr. Martin Steurer vom Amt für Umweltschutz, außerdem Jakob Kammerzell von der Berner Elektrotechnik GmbH sowie Stefan Ronzani von den Stadtwerken, die Moderation übernahm Bezirksbeirat Reiner Götz.
Steurer präsentierte das städtische Konzept zum Thema „Umsetzung und Förderung von Photovoltaikanlagen in der Praxis“; es umfasst die Punkte: Reduzierung der Energieverbrauchs, Steigerung der Energieeffizienz und Ausbau der erneuerbaren Energie. Demnach startete im November 2020 die so genannte Solaroffensive, bis 2023 waren bereits 2.097 Photovoltaik-Anlagen (PV) mit einer Leistung von 15,9 MWp installiert. In Feuerbach gingen davon bereits 367 PV-Anlagen mit einer Leistung von 4,1 MWp an den Start, was einem Strombedarf von zirka 1.100 Haushalten entspricht. Feuerbach liegt damit unter den Stadtbezirken auf Platz 1.
Eine Beispielberechnung am Gebäude des Freien Musikzentrums verdeutlichte den Vorteil einer PV-Anlage: Bei einer belegten Fläche mit 334 Quadratmeter und Investitionskosten von geschätzt 94.780 Euro, beträgt die Amortisationszeit 15 Jahre (die angenommenen Einnahmen aus Stromeinspeisung mit eingerechnet). Ein Überschuss in Höhe von EUR 26.464 wäre nach 20 Jahren möglich.
Was wird von der Stadt Stuttgart gefördert?
Was die Stadtverwaltung ihrerseits plant, wurde an diesem Abend ebenfalls skizziert: Bis 2030 sind auf allen städtischen Dächern PV- Anlagen vorgesehen, das wären 251 Anlagen. Für das Feuerbacher Bezirksrathaus ist übrigens eine Photovoltaikanlage auf Basis von Solar-Dachziegeln geplant. Die Stadt Stuttgart unterstützt die Solarinitiative mit unterschiedlichen Förderungen, siehe Grafik unten.
Die zugehörige digitale Antrags- Plattform des Online-Dienstes „MeinServiceStuttgart“ ist seit Mai 2023 live geschaltet: www.stuttgart.de/solaroffensive.
Ziel der Veranstaltung war natürlich auch, durch Sammelanfragen bestmögliche Angebote zu realisieren, Bezirksbeirat Reiner Götz bietet hier seine Hilfe an. Hierzu wurde die Solarinitiative Feuerbach gegründet. Interessierte Hausbesitzer und/oder Wohngemeinschaften können dazu direkt unter reiner.wgoetz@t-online.de Kontakt aufnehmen.
Nach der Präsentation begann eine lebhafte Diskussionsrunde, an der sich auch Robert Hoening von der Botnanger Solarinitiative beteiligte und seine Erfahrungen und sein Wissen einbrachte. Fragen gab es viele: Kann man sich von der Auflage einer PV- Anlage befreien lassen, wenn das Haus zu sehr beschattet ist? Was ist die optimale Lösung bei Mehrfamilienhäusern mit Eigentumswohnungen, für die ja entweder ein Konsens erzielt werden muss oder einzelne Lösungen ersonnen werden müssen?
Insgesamt scheint aber noch vieles unklar, wie auch der Infoabend des Bürgervereins zum Thema Heizungsgesetz zeigte.
Bei der Veranstaltung des Bürgervereins erläuterte der Vereinsvorsitzende Thomas Kucher zunächst, wie es eigentlich zum so genannten „Heizungsgesetz“ mit seinen umfangreichen Regelungen für beheizte Neu- und Bestands-Immobilien kam. Neue Vorgaben gibt es seit Anfang diesen Jahres, wobei die Bundesregierung die Richtlinien der EU umsetzt. Kucher erklärte außerdem, wie sich Energiepreise eigentlich zusammensetzen. Der Strompreis enthält zum Beispiel unter anderem die Stromsteuer, die EEG-Umlage, Durchleitungsgebühren und die Mehrwertsteuer. Zudem wird Strom an der Börse gehandelt.
Und dann ging es zur mit Spannung erwarteten Fragerunde mit den Fachleuten: Mirko Gursch von Gursch Immobilien & Fensterbau betonte bei einer an ihn gerichteten Frage, dass eine umfangreiche Sanierung während der laufenden Vermietung im Mehrfamilienhaus nahezu unmöglich ist. Die nächste Herausforderung ist es, einen guten Platz für die Wärmepumpe zu finden. Wer nicht saniert, muss einen erheblichen Wertverlust befürchten, beziehungsweise eine unverkäufliche Immobilie.
Wer nicht genau weiß, wo er mit der Sanierung anfangen soll, dem rät Julia Bott, die auch als Energieberaterin tätig ist, vorab zur Erstellung eines Sanierungsfahrplans. Dabei werden vor Ort konkrete Optionen ermittelt. Einig waren sich beide Spezialisten, dass bei einer umfangreichen energetischen Sanierung sehr viele Gewerke tätig sind, die koordiniert werden müssen.
Desweiteren ging es an diesem Abend auch noch um die Kosten der energetischen Sanierung, um die Themen Brennstoffzellen, Wärmepumpen, thermische Solaranlagen, das Verbot von Kältemitteln, um den Einbau einer Wärmepumpe ohne Dämmung am Haus und vieles mehr.
Womöglich sei es günstig, erst einmal abzuwarten, wie die Reglungen dieses Jahr tatsächlich umgesetzt werden, merkte ein Gast abschließend an.
(gürö, sm)