Im vergangenen Frühjahr erfuhr die Redaktion unseres Print-Magazins "FeuerbachGO" bereits, dass sie der Deutsche Journalistenverband (DJV) mit einem eigens für sie geschaffenen Sonderpreis innerhalb des Clara-Menck-Stipendiums für lokalen Kulturjournalismus auszeichnen wird.
Nun wurde Redakteurin Susanne Müller-Baji von Markus Pfalzgraf, Landesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), endlich die Urkunde überreicht – im Rahmen einer Lesung und Vorstellung der Clara-Menck- Biographie „Feministin wider Willen?“ in der Buchhandlung Pörksen in Stuttgart-West.
Es ging aber Schlag auf Schlag an diesem Abend: Zuerst stellte Autor Rainer Hank die Biografie „Clara Menck – Pionierin des Journalismus“ vor, dann las die Hauptprämierte, Lokaljournalistin Pia Bayer, aus ihrer Artikelserie, die sie gefördert durch das Clara- Menck-Stipendium hatte verfassen können: Sie hatte dazu betagte Mitbürger interviewt, damit ihre Lebenserfahrungen und Erlebnisse auch über deren Tod hinaus erhalten bleiben.
Nachrufe nach ihrem Tod bezeichneten sie als „Dame von Format“ und „Leuchte der schreibenden Weiblichkeit in diesem Lande“. Tatsächlich war sie aber erst spät zum Journalismus gekommen: Zunächst hatte sie Philosophie studiert, dann geheiratet und zwei Kinder bekommen. Das Familienleben im aufziehenden Nationalsozialismus mag weit weniger behütet gewesen sein, als es sich anhört: Der Ehemann ließ sich scheiden, wohl auch, weil Clara Menck Halbjüdin war. In der Folge war sie gezwungen, ihre Kinder alleine aufzuziehen und dabei in einer zunehmend feindseligen Umgebung unauffällig zu bleiben.
Bei Kriegsende war sie 44 Jahre alt, und mit einem Mal kam es ihr zu Gute, in Sachen Journalismus ein unbeschriebenes Blatt zu sein: Sie wurde in die eben wieder aktivierte Stuttgarter Tagespresse aufgenommen und wirkte in ihren folgenden 30 Berufsjahren als hauptberufliche, freie Mitarbeiterin. Aus Kollegenkreisen hieß es bissig , sie habe den Begriff Teamarbeit noch nicht einmal vom Hörensagen gekannt. Andererseits war sie eine feinsinnige Beobachterin und vor allem ihre Traktate zur Kollektivschuld an den Verbrechen im Dritten Reich, aus denen Rainer Hank in seiner Lesung zitierte, sind uneingeschränkt wahr und heute wichtiger denn je.
(Abb. rechts: Original-Flyer des DJV zur Veranstaltung vom 10.02. in der Buchhandlung Pörksen)
Bei der Veranstaltung des DJV war auch Clara Mencks Enkelin Arianna Menck zugegen – die Familie der Journalismus-Pionierin und der DJV hatten spontan das ausgeschriebene Stipendium um einen Sonderpreis erweitert, um die Arbeit des FeuerbachGO-Teams zu würdigen.
Im Anschluss an die Preisübergabe gab es viele interessante Gespräche und Anmerkungen, auch mit dem anwesenden Fachpublikum.
Das GO-Team bedankt sich herzlich für die Auszeichnung und nimmt sie als Ansporn!
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