Es war ein Abend wie aus dem Bilderbuch, die neue Illumination erleuchtete die Stuttgarter Straße und viele Veranstaltungsorte luden zum Entdecken und zum Verweilen ein.
Kurz: Es war wieder FeuerbachNacht, das Gemeinschaftsprojekt von Bezirksamt und Gewerbe- und Handelsverein (GHV) - und Kulturschaffende wie auch Einzelhändler machten die laue Frühlingsnacht zum Tage!
Auffallend auch dieses Mal: Die Veranstaltungen scheinen immer früher zu beginnen, so fand das Kinderprogramm an diesem Samstag, 13. April, bereits um 10.30 Uhr mit „Musik zwischen Büchern“ in der Stadtteilbibliothek seinen Auftakt. Die meisten Veranstaltungsorte nahmen dann ab dem Nachmittag an Fahrt auf: Im Satyagraha-Kulturzentrum in der Scharfenschloßstraße gab es „Klangbaden“, im Kinder- und Jugendhaus ein „Cafe Halli-Galli“ und im Atelier Anna Auras in der Schneckenbergstraße führte Graveur und Münzdesigner Claudius Riedmüller in die Entstehung von Münzreliefs ein.
Als geschickter Winkelzug hatten freilich in den Tagen zuvor freilich gleich mehrere Baustellen aufgetan und es lag wohl auch daran, dass der Wilhelm-Geiger-Platz nun etwas abseits des eigentlichen Kulturrummels lag. Jedenfalls waren auffallend wenig Besucher gekommen, zur feierlichen Vorstellung der drei neuen Rundkurse von „S’läuft“ der Stuttgarter Bürgerstiftung und Partnern. Daran konnten auch die beiden Stargäste, „’s Pferdle ond e’s Äffle“ nichts ändern. Entmutigen lässt man sich dadurch bei den Organisatoren aber nicht: Ab sofort trifft man sich immer mittwochs um 9.30 Uhr am Wilhelm-Geiger-Platz zum gemeinsamen Lauftreff. Interessierte, Anfänger wie Fortgeschrittene, sind herzlich eingeladen!
An der Alten Apotheke auf der Stuttgarter Straße stellte sich unterdessen der „Arbeitskreis Gesellschaft, Ökumene und Religionen“ der katholischen Kirchengemeinde St. Josef mit einem ungewöhnlichen Projekt vor: Seit 2023 regt man in Feuerbach „Kräuter-Naschgärten“ an. Also Kräuter-Standorte etwa auf den gemeindeeigenen Flächen, die jedermann zugänglich sind, vor dem Hintergrund, dass dies erstens eine gesündere Ernährung fördert und zweitens die Verbindung mit der Natur stärkt.
Viel zu lernen und auszuprobieren gab es im Freien Musikzentrum (FMZ) in der Stuttgarter Straße – vom Urban Sketching bis zu Rundtänzen für alle auf der Bürgeretage. Und im Konzertsaal des Freien Musikzentrum (FMZ) gab es Vorführen des Friedrichbau Varietès aus der aktuellen Show „CIRQUE“ über Ballettsolos und Modern Dance von von DanceHouse74 bis zu Tangos zum Hören und Tanzen der Harmonikafreunde und der After Party mit Tombola.
Und natürlich luden da auch schon die teilnehmenden Geschäfte rund um die Stuttgarter Straße zum Bummeln, Genießen und Shoppen ein. Einige hatten sogar ihre eigenen Ausstellungen organisiert, die wie die meisten anderen Werkschauen, die an diesem Abend eröffnet wurden, auch noch einige Zeit weiter zu sehen sein dürften: So stellt Künstlerin Regina Allgaier nun in der Buchhandlung Schairer aus, in der „Schlafstatt“ kann man die Bilder „Wiesenlieder von Helga Janot-Hoffmann sehen und bei Godl Hörakustik zeigt nun der Feuerbacher Rainer Hofmann seine pfiffige Werkserie „Wertstoffe“, gefertigt aus Dingen, die sonst im Müll gelandet wären.
In ganz neuem Licht zeigt sich auch der Biommarkt Organix, wo nun Zirkusbilder des großen Feuerbacher Malers Otto Herrmann zu sehen sind. Die hiesige Otto-und-Maria-Herrmann-Stiftung feiert dort ihr 25-jähriges Bestehen und feierte den Künstler, der in diesem Jahr seinen 125. Geburtstag gefeiert hätte. Bezirksvorsteher Johannnes Heberle überreichte anlässlich des 25-jährigen Jubiläums eine "Urkunde für Verdienste um die Förderung des Gemeinschaftslebens" der Stadt Stuttgart. Die Reproduktionen werden bis Anfang zu sehen sein und zeigen, welch großes Ausstellungspotential die Räumlichkeiten tatsächlich haben.
Auch die Schwerpunktgalerie des Neuen Gymnasium Leibniz feierte zur FeuerbachNacht Eröffnung mit „Tell-A-Tale III“: Bereits zum dritten Mal stellen sich im schuleigenen Ausstellungsgang junge Nachwuchs-Illustratoren vor: In diesem Jahr sind dies Chantal Horeis, Maren Profke, Josphine Kreischer, Franziska Uhlig und Simon Prades und augenfällig ist dabei der Einfluss der japanischen Ästhetik und Popkultur. Und zur gleichen Zeit fand auch noch eine weitere Vernissage statt, im Zwischenkunst Schauraum in der Hohnerstraße, mit Fotokunst von Katlen Hewel.
Wer mehr über die Ortsgeschichte erfahren wollte, kam bei den Führungen von Jürgen Kaiser alias „Feuerbacher Büttel“ für den Bürgerverein oder bei den Führungen durch den Tiefbunker von Schutzbauten Stuttgart e. V. voll auf seine Kosten. Und im IW8 in der Siemensstraße feierte der Verein zur Rettung der Wandbilder aus dem einstigen Schoch-Areal sein zehnjähriges Bestehen.
Musik erklang in dieser Nacht sowieso an allen Ecken: Als Gospel vom Chor „ReJOYce“ der evangelisch-methodistischen Kirchengemeinde. Die beiden FeuerbachNacht-Urgesteine Martina Netzer und Eckart Netzer waren im Neuen Gymnasium Leibniz mit von der Partie. Im Freien Musikzentrum (FMZ) in der Stuttgarter Straße spielten die Harmonikafreunde Feuerbach den Tango und draußen zog Kirchenmusiker Detlef Dörner in Japanischer Tracht mit seiner Shakuhachi-Bambusflöte durch den Abend und die Nacht. Auch wenn ihn vielleicht wegen seiner bienenkorbartigen Kopfbedeckung nicht jeder erkannt haben dürfte.
So wie alles in dieser FeuerbachNacht war die Musik entweder zart und nachdenklich oder grell und intensiv – wohl weil sich in seiner Kultur auch die Vielschichtigkeit eines Stadtbezirks widerspiegelt.
Eine Besucherin fasste die FeuerbachNacht besonders treffend zusammen: „So schön, aber man hat gar nicht die Zeit, alles anzuschauen und anzuhören. Gut, dass die allermeisten Ausstellungen zur FeuerbachNacht deshalb auch noch in den kommenden Tagen und Wochen zu sehen sein werden!
Von Susanne Müller-Baji