"Feuerbacher Büttel" Jürgen Kaiser erzählt:
Was hat es mit den "Ruhbänken" auf sich?
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Fast jeder Feuerbacher dürfte die Ruhbank an der Hohewartstrasse kennen - eine weitere, die mehr abgelegen liegt, findet man am Feuerbacher Weg...
Man findet sie noch auf der Feuerbacher Gemarkung: die Ruhbänke. Die Ruhbank am Feuerbacher Weg ist sogar besonders alt, stammt aus der Zeit der Reformation (16. JH).
Allerdings handelte sich dabei nicht um Sitz-, sondern Entlastungsbänke. Im 19. Jahrhundert trafen sich jeden Morgen um 5 Uhr bis zu 80 Frauen und Mädchen aus Feuerbach unten am Feuerbacher Weg. Neben einem Korb auf dem Rücken trugen sie einen Kranz auf dem Kopf. Darauf stand eine Milchkanne, bis zu acht Kilogramm schwer. Im Korb dann Eier, Butter und Gemüse.
In den Oberamtsbeschreibungen des Königreichs Württemberg wird immer wieder betont, dass die Feuerbacher die meisten Kühe und Ziegen aller Dörfer um Stuttgart herum besäßen. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die Feuerbacherinnen waren die Milchmädchen der vornehmen Stuttgarter Bildungsbürgerfamilien im Stuttgarter Westen. Sie zogen noch bis zu Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 jeden Morgen los.
Oben auf dem Feuerbacher Weg angekommen, diente die Ruhbank nicht etwa zum Hinsitzen, sondern zum Zurückschieben der Kopflasten auf den Stein. Hatte man sich erholt und die verspannten Nackenmuskeln ein paar Mal entspannt, schob man die Milchkannen wieder auf den Kopf.
Stellt man sich heute vor eine Ruhbank, kann man ermessen, wie klein damals die Frauen und Mädchen waren. Kaum mehr vorstellbar ist heute hingegen die Anstrengung, die für diese Art von Tageswerk vonnöten war.
Von Jürgen Kaiser
(Aus "FeuerbachGO, Ausgabe 05/2024)
MEHR INFOS zu den beiden Ruhbänken in Feuerbach finden Sie in unserem "Begehbaren Feuerbacher Gedächtnis":
Infos Ruhbank Hohewartstraße
Infos Ruhbank Feuerbacher Weg