Petra Brixel ist Mitglied im Bürgerverein Feuerbach und war vierzig Jahre Lehrerin an der Bachschule in Feuerbach. Für ihr Buch „Glück ist Leid“ hat sie sich intensiv mit der außergewöhnlichen Geschichte ihrer Großtante Sofie Benz auseinandergesetzt.
Sie berichtete von ihren Recherchen in Archiven, bei Einwohnermeldeämtern, Erwähnungen in Büchern, der Auswertung von Polizeiberichten sowie 27 persönlichen Briefen. Diese akribische Arbeit ermöglichte es ihr, ein facettenreiches Bild von Sofies Leben zu zeichnen.
Sofie Benz, geboren 1884 in Ellwangen, wuchs in einer gutbürgerlichen Familie auf. Die Zuhörer erfuhren, dass sie dann nach Schwabing zog, um dort Kunst zu studieren. Nach dem Leben in einer Kleinstadt wurden dort gesellschaftliche Werte, am Ende des 19. Jahrhunderts, in Frage gestellt. 1906 kommt sie nach Ascona. Der Monte Verità bei Ascona ist im Fin de Siècle sowie dem anschliessenden Anfang des 20. Jahrhunderts ein Ort, der Schriftsteller, Maler, Reformer und Suchende, darunter auch zahlreiche weltberühmte Künstler, magisch anzog. In diesem Hotspot für Anhänger unterschiedlicher alternativer Bewegungen, nehmen der Schriftsteller Leonhard Frank und der Psychoanalytiker Otto Groß Einfluss auf ihr Leben. Ihr Leben, das auch geprägt war von Geldnot, endete tragisch durch einen Drogencocktail.
Petra Brixel las eindrucksvolle Passagen aus ihrem Buch und fesselte das Publikum mit ihrer lebendigen Erzählweise. „Keine Minute langweilig“, so das einhellige Feedback der Anwesenden. Im Anschluss an die Lesung ergab sich ein reger Austausch über das Buch und das bewegte Leben von Sofie Benz.
Brixel appellierte an die Anwesenden: „Interessiert euch für eure Vorfahren!“. Sie betonte, dass ihre Recherchen nicht nur ein tieferes Verständnis für das Leben ihrer Großtante ermöglichten, sondern auch zu wertvollen Begegnungen mit anderen Menschen führten.
Die Veranstaltung war ein gelungener Abend, der nicht nur die Geschichte einer bemerkenswerten Frau lebendig werden ließ, sondern auch das Bewusstsein für die eigene Familiengeschichte schärfte.
STECKBRIEF "MONTE VERITÀ":
Der Monte Verità, ein Hügel oberhalb von Ascona in der südlichen Schweiz, zog Anfang des 20. Jahrhunderts zahlreiche Persönlichkeiten aus Kunst, Literatur, Philosophie und alternativen Lebensbewegungen an. Dieser Ort wurde zu einem Zentrum für Intellektuelle, Künstler und Lebensreformer, die dort nach neuen Lebensformen suchten. Zu den bekanntesten Persönlichkeiten, die den Monte Verità besuchten oder dort lebten, zählen:
1. Hermann Hesse – Der berühmte Schriftsteller war häufig auf dem Monte Verità, inspiriert von der alternativen Lebensweise und der Naturverbundenheit des Ortes.
2. Erich Mühsam – Der Schriftsteller und Anarchist schätzte den Monte Verità als Treffpunkt für gleichgesinnte Denker und Idealisten.
3. Otto Gross – Ein Psychoanalytiker und Revolutionär, der den Monte Verità als Rückzugsort für freies Denken nutzte.
4. Rudolf von Laban – Begründer des modernen Ausdruckstanzes, der auf dem Monte Verità Tanz- und Bewegungskurse abhielt.
5. Isadora Duncan – Die berühmte Tänzerin, die als Pionierin des modernen Tanzes gilt, fand hier kreative Inspiration.
6. Carl Gustav Jung – Der Begründer der analytischen Psychologie besuchte den Monte Verità und ließ sich von den Ideen der alternativen Bewegungen beeinflussen.
7. Paul Klee – Der Maler wurde von der Atmosphäre des Monte Verità und der umliegenden Landschaft inspiriert.
8. Max Weber – Der Soziologe hielt sich ebenfalls auf dem Monte Verità auf und suchte den intellektuellen Austausch.
9. Leonhard Frank – Der Schriftsteller, der mit seinen Werken den Geist der Zeit einfing, war ebenfalls ein Gast.
Der Monte Verità wurde zu einem Ort der Avantgarde und diente nicht nur als intellektuelles Zentrum, sondern auch als Experimentierfeld für alternative Gesellschafts- und Lebensentwürfe.
INFO:
Der Bürgerverein Feuerbach ist am 7. und 8.12.2024 mit einem Stand auf dem Feuerbacher Weihnachtsmarkt dabei. Das Programm für 2025 wird derzeit geplant.