Der Stadtbezirk feierte bei der FeuerbachNacht am vergangenen Samstag wieder den Frühling, die Künste und vor Allem - insbesondere im 950-Jahre-Jubiläumsjahr - sich selbst.
Am 5. April fand die 18. FeuerbachNacht statt und es gab dieses Mal sehr viel Neues und sehr viel Ungewöhnliches zu entdecken: Vom Platzkonzert in der Waschanlage über einem live vor Ort entstehenden Wimmelbuch bis hin zum - übrigens sehr wohlklingenden - „Ich-kann-noch-nicht-singen-Chor“.
In Feuerbach beginnt die Nacht anscheinend früher als anderswo: Einige Teilnehmer hatten ihre Programmpunkte schon auf den Mittag gelegt - zum grössten Teil deswegen, weil es Programmpunkte für Kinder waren. Wer aus den Vollen schöpfen wollte, durfte sich aber auch entspannt erst ab dem späten Nachmittag bzw. frühen Abend auf den Weg machen. Und konnte dann viel Neues lernen, zum Beispiel bei den unterhaltsamen Stadtführungen, die Jürgen Kaiser wieder als der "Büttel von Feuerbach" anbot. Oder etwa beim gemeinsamen Singen mit den beliebten „Ich-kann-noch-nicht-singen-Chören“ von Deltef Dörner in St. Josef: Den mittleren davon hatte der katholische Kantor dem italienischen Schlager gewidmet, ein schlauer Zug, immerhin wird der Kirchenchor wohl im Herbst diesen Jahres in die Toskana reisen. Jedenfalls konnte man bei der FeuerbachNacht an seinem Aperol Spritz nippen und dazu Evergreens von „Volare“ bis „Che sera“ anstimmen - und das sehr wohlklingend. So geht „La dolce vita“ und die Freude am Singen kommt von ganz allein.
Im Gedächtnis bleiben werden auch die Ausstellungen der FeuerbachNacht. Das Schöne daran: Selbst wer die Kulturnacht versäumt hat, kann nun immer noch auf Entdeckungstour gehen. So gab es bei "zwischenkunst e.V." in der Hohnerstraße 25 die Kunstbegegnung von Isabell Munck und Thomas Rappaport. In der Schwerpunktgalerie dies Neuen Gymnasiums Leibniz, in der Klagenfurter Straße 75 eröffnete die Werkschau „Somewhere in Space and Time II“, die in diesem Jahr starke Anklänge an das "Urban Sketching" zeigt.
Das Kunsthaus Frölich in der Oswald-Hesse-Straße 98 feiert bis zum 10. Mai sein 25-jähriges Bestehen mit 25 künstlerischen Positionen, darunter auch die Collagen von Albrecht Wild. Genau hinschauen lohnt sich: Er hat seine Arbeiten pfiffig aus Bierdeckeln zusammengebaut, ein klarer Beweis, dass Kunst überall ist, man muss sie nur sehen. Frölichs waren an diesem Abend übrigens doppelt aktiv: Am selben Abend wie die FeuerbachNacht fand auch der Stuttgarter Galerien-Rundgang „Art Alarm“ statt. Absicht? „Zufall!“, sagt Inhaber Urs Frölich, „der Termin stand schon seit zwei Jahren fest“. Das bringe ja aber auch weitere Gäste in den Stadtbezirk. Und wer schon einmal dabei war: Zu sehen gab es genug an diesem Abend.
Etwa die Ausstellung junger Künstler im Alten Automatenwerk, Burgenlandstraße 15, das gleichzeitig auch eine der neuen Locations der Kulturnacht war. Mitaussteller Georg Maske erläuterte, dass sich die Werkschau im ständigen Wandel befinde aber mindestens noch bis Monatsende zu sehen sein werde: Wer die jungen Tendenzen im historischen industriellen Rahmen erleben möchte, kann die Öffnungszeiten unter maske.georg@gmail.com erfragen. Einen Stock tiefer waren Graveur Claudius Riedmiller und Goldschmiedemeisterin Anna Auras gerade dabei, live die von Riedmiller gestaltete Jubiläumsmünze zu Feuerbachs 950-jährigem Jubiläum zu prägen: Auf der einen Seite das Stadtwappen, auf der anderen das Symboltier der Feuerbacher - der Biber.
Und so ging es quer durch den Stadtbezirk und wieder zurück: In der Versöhnungskirche der evangelisch-methodistischen Kirchengemeinde gab es mitreißenden Gospelgesang. In der Festhalle lud der Musikverein Stadtorchester Feuerbach zu einem bunten Musicalabend mit den Musicalstars Lisa Wissert und Hannes Staffler ein. Bei „Stuttgarn“, ebenfalls in der Burgenlandstraße, fand dagegen ein vierstündiger Nähworkshop statt und der kultige LED-Roboter-WalkAct schaute schließlich auch noch vorbei (und über alle Köpfe hinweg). In der Buchhandlung Schairer gab es wohl-balancierte Skulpturen von Angelika Ziegler zu entdecken, ihres Zeichens dreifache Weltmeisterin im Kunstradfahren. Dort war die Zeichnerin Bianca Brinner zu Gast. Die Illustratorin erarbeitet derzeit ein spannendes Feuerbacher Wimmelbuch, das dann in fertiger Form zum Jubiläums-Höflesmarkt Anfang Juli vorgestellt werden wird. Ihre Zeichnungen fesselten an diesem Abend auch noch bei "OrganiX" und schließlich an einer weiteren neuen Location der FeuerbachNacht; "Mr. Wash" in der Heilbronner Straße.
Wer immer auf die Idee gekommen ist, eine Waschstraße in einen Kulturraum zu verwandeln: Effekt und Akustik waren grandios, als dort etwa das Harmonika Orchester Feuerbach e.V. aufspielte oder der Posaunenchor „I Will Follow You“ anstimmte, auch wenn die Ensembles in der Gigantomanie der Waschanlage winzig wirkten. Auch in das schon erwähnte Wimmelbuch wird diese übrigens Eingang finden, wie auch die 10 glücklichen Gewinner des Abends, die Bianca Brinner nun in die Feuerbacher Wimmelansichten verewigend hineinzeichnen wird. Auch der Feuerbacher Biber hat nun endlich einen offiziellen Namen: „Feubi“ wird er künfig genannt, das hat eine Abstimmung im Rahmen einer vom GHV Feuerbach initiierten Aktion zusammen mit Bianca Brinner in der Buchhandlung Schairer ergeben.
Neben den vielfältigen Angeboten der Kulturnacht lockte auch der Einzelhandel bei seiner 'Langen Einkaufsnacht' wieder mit nicht minder spannenden Programmpunkten und Attraktionen: Bis in den späten Abend war von der Hohewartstraße bis zum Roserareal (und rechts & links davon und darüber hinaus) an sprichwörtlich fast jeder Ecke etwas geboten.
So rockte Matthias Waßer an der Gitarre die "schlafstatt" im Haus der Gesundheit, der "komische Kellner Jaques" sorgte bei Schuh-Sport-Striegel mit einem guten Tropfen für beste Laune-Atmosphäre. Rosé oder weiß konnte man auch bei "Champagne" genießen, am Foodtrailer von Treber&Trester den kleinen Hunger stillen, die kultige Feuershow "Dance with Fire" mit Stefanie Fleschutz am Grazer Platz oder das Seifenblasenspektakel von "Frohnella" an der oberen Stuttgarter Straße bestaunen. Auch bei der "Blaulicht-Arena" präsentierten sich Polizei, Feuerwehr, DRK und DLRG diesmal am neuem Standort am Kelterplatz mit bewährt beliebten Attraktionen wie etwa einer Vorführung der Hundestaffel.
Doch auch für alle anderen war damit ein spannender, unterhaltsamer und lehrreicher Abend noch lange nicht zu Ende: Erst zu weit vorgerückter Stunde verklang die FeuerbachNacht 2025 wieder bei der traditionell beliebten After Show Party "Disco 70469" im Freien Musikzentrum FMZ. Zudem wurden um 24 Uhr die Gewinner der Tombola ermittelt, die sich über Karten für das Theaterhaus, Gauthier Dance und das Frierichsbau Varieté freuen können.
Auffallend diesmal, und leider weniger schön: Die Stuttgarter Straße präsentierte sich optisch in einem eher schlechten Zustand. Die Dauerbaustelle bei der Volksbank bis zu "Only Women" die nun gefühlt schon ein halbes Jahrzehnt zum Stadtbild gehört, die unzähligen Baustellen in und um die Stuttgarter Straße und auffallend viele gelbe Säcke in den Straßen wurden von vielen Besuchern als störend empfunden.
Die Veranstalter der FeuerbachNacht 2025 - der Gewerbe- und Handelsverein Feuerbach (GHV) und das Bezirksamt - möchten sich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die ihre ganze Leidenschaft und Können in die Waagschale geworfen haben, um diese Nacht im Rahmen des 950-Jahr-Jubiläumsjahres noch ein Quentchen spezieller zu machen sowie den Besucherinnen und Besuchern herzlich bedanken!
Schön war's - bis zum nächsten Mal!
(Foto unten: Fotoausstellung im Neuen Gymnasium Leibniz)