In unregelmässigen Abständen veröffentlicht der Feuerbacher Historiker und Buchautor Jürgen Kaiser im Rahmen des 950-jährigen Jubiläumsjahres bei uns kurze "Geschichten aus der Geschichte Feuerbachs". Heute geht es um das Feuerbacher Machtzentrum im Mittelalter - die Burg Frauenberg.
In dieser Zeit herrschten die Glemsgaugrafen auf dem Hohenasperg über die Feuerbacher. Im Dorf hatten die von ihnen jetzt abhängigen Sippenältesten das Sagen. Allerdings nicht ganz, denn die Klöster Hirsau und Bebenhausen hatten ebenfalls Besitz und Rechte über die Menschen – die als "Leibeigene" ein nahezu rechtloses Dasein fristeten, das dem von Sklaven sehr nahekommt. In dieser Zeit der Staufer wurde es Mode, dass die "Großkopfeten", also die, die das Sagen hatten, sich Höhenburgen bauten - sofern sie die Gunst derer genossen, die in der Hierarchie über ihnen standen.
Bei den Feuerbacher Sippenanführern war das jedenfalls so, und so errichteten sie auf der Flanke des Killesbergs die Burg Frauenberg und nannten sich nun "Von Frauenberg". An dem Platz, an dem die Burg gebaut wurde, gab es früher ein Alamannisches "Hulda"- Heiligtum. Hulda war die Fruchtbarkeitsgöttin der Germanen – die uns bis heute als "Frau Holle" in den Grimm'schen Märchen verewigt erhalten geblieben ist. Daher auch der Name "Frauenberg".
1241 wurde die Burg zum ersten Mal erwähnt, vorher stand auf diesem heiligen Platz eine Marienkapelle. Die Archäologie hat dazu eine goldene Regel: "Religionen wechseln, heilige Plätze bleiben bestehen." So also nun die Frauenberger.
Nur wenige, die täglich durch das Feuerbacher Tal fahren oder dort wohnen, sind sich bewusst, dass dort - hoch auf der Berghangseite auf Höhe des heutigen Feuerbacher Friedhofs - vor 750 Jahren eine mächtige Burg mit dem viertgrößten je in Stuttgart gebauten mittelalterlichen Turm auf einem Bergkegel thronte. Dieser war etwa 20 m hoch, mit einer Mauerdicke von bis zu fast 4 m. Heute ist nur noch sein Fundament übrig.
Die Lage war genial gewählt: Die Burgherren hatten dadurch das Feuerbacher Tal, das Dorf und den Feuerbacher Weg - ein viel befahrener Handels- und Fernweg, der vom Hohenneuffen zum Asperg führte - unter Aufsicht und Kontrolle. Ihr Blick reichte nach Süden hin weit ins Feuerbacher Tal und nach Norden bis zur Neckarebene. Die über allem thronende Burg muss die mittelalterlichen Feuerbacher eindrucksvoll daran erinnert haben, wem sie verpflichtet waren.
Die Herren "Von Frauenberg" nutzten ihre Macht jedoch nicht immer zum Guten, sondern ließen sich auch zum gelegentlichen Raubrittertum hinreißen – wie beispielsweise zu einer legendären Festsetzung von vorbeiziehenden Kölner Kaufleuten im Jahr 1390/91.
Aber das ist eine andere Geschichte...
Von Jürgen Kaiser
(Fortsetzung folgt)
Die Burgruine Frauenberg: Eintrag im "Begehbaren Feuerbacher Gedächtnis" (BFG)
Wikipedia-Eintrag zur Burg Brauenberg in Feuerbach