Geschichten aus der Geschichte Feuerbachs:

Als die Feuerbacher Leibeigene waren und aus Rittern Räuber wurden: Die Zeit der Frauenberger

Das historische Wappen der Frauenberger. Heute bestehen deren Farben im Feuerbacher Stadtwappen weiter. Bild 1 von 1: Das historische Wappen der Frauenberger. Heute bestehen deren Farben im Feuerbacher Stadtwappen weiter.

Es gab mal eine Zeit, in der "gehörte man jemandem" - die Zeit der Leibeigenschaft im Mittelalter. Sogar ganze Ortschaften waren einem Herren unterstellt - so etwa Feuerbach, Botnang und Zazenhausen, die zu den "Frauenbergern" gehörten.

In unregelmässigen Abständen veröffentlicht der Feuerbacher Historiker und Buchautor Jürgen Kaiser im Rahmen des 950-jährigen Jubiläumsjahres bei uns kurze "Geschichten aus der Geschichte Feuerbachs".
Heute geht es in Teil 6 und Teil 7 um die Ära des Niederadelsgeschlechts, das Feuerbach im Hochmittelalter stark geprägt hat - "derer Von Frauenberg". Ihre Herrschaft bzw. ihr Einfluss in Feuerbach dürfte sich über etwa 100 Jahre im 13. bis zum frühen 14. Jahrhundert erstreckt haben.

Teil 6:

Die Ritter von Frauenberg

Die Ritter von Frauenberg saßen fest auf ihrer Burg und die Feuerbacher Heide hieß damals "Frauenberger Heide". Neben Teilen des Dorfes besaßen sie noch Botnang und Zazenhausen. Zur Burg gehörten auch die Weinberge in der "Burghalde". Im Dorf waren sie Herren über den größten Hof (der sie auch versorgen musste), sowie die Kelter und die Mühle. Die Söhne waren erbberichtigt, die Töchter mussten entweder gut verheiratet werden, oder, falls das nicht klappte, wurden sie in Kloster Weil bei Esslingen gesteckt. Dummerweise hatten die Herren auf der Burg einiges angestellt, so dass sie ihr Gewissen erleichterten, um sich einen Platz im Himmel zu sichern. Sprich: die Klöster bekamen immer mehr Feuerbacher Eigentum geschenkt. Die Feuerbacher wurden nicht gefragt. Sie waren ja Leibeigene. So mussten sie jedes Jahr Lebensmittel abgeben und im Erbfall besonders viel. Starb der Vater, musste die beste Kuh abgegeben werden, starb die Mutter, die beste Legehenne. Auch durfte man nicht heiraten, wen man wollte. Die Frauenberger bestimmten, wen man zu heiraten hatte. Die Liebe spielte keine Rolle. Vererben konnte man nur, wenn die Burgherren mit dem Sohn einverstanden waren. War man während seines Lebens immer wieder unangenehm aufgefallen, wurde im Erbfall der Besitz – er war ja kein Eigentum, sondern nur ein Lehen, also geliehen – entzogen. So konnte man bei Aufsässigkeit gegen die Obrigkeit von heute auf morgen seine Existenzgrundlage verlieren.


Teil 7:

Kleiner Berufswechsel: Vom Ritter zum Raubritter

Auf der Burg Frauenberg wurde es mit der Zeit immer enger. Die Familien wohnten in Türmen. Gleichzeitig gab es immer weniger zu essen, das Land und die ausgebeuteten Untertanen ernährten sie nicht mehr genügend. Sie hatten also selbst zu wenig für ihr Leben. Da beschlossen auf der Frauenburg die Ritter Peter und Wilhelm 1391, ihren "Beruf" zu wechseln: Aus Rittern wurden Raubritter. Sie überfielen kurzerhand dort, wo heute der Pragsattel ist, Kölner Kaufleute. An der Ware waren sie nicht interessiert, denn sie zu verkaufen wäre ja echte Arbeit gewesen. Die Kaufleute selbst, die im Kerker der Frauenberg im Bergfried (die Grundmauern stehen heute noch auf dem Killesberg) eingeschlossen waren, waren viel wertvoller, denn es ging um Lösegeld. Die Herren hatten allerdings ihre Rechnung ohne den württembergischen Grafen Eberhard "den Greiner" gemacht. Dem passte es gar nicht, dass mitten auf seinem Gebiet Kaufleute einfach von Raubrittern ausgeraubt werden konnten, er fürchtete um den Ruf Württembergs.
Die Frauenberger hätten allerdings gewarnt sein müssen: denn „greinen“ bedeutet nicht nur "klagen und weinen" (daher kommt übrigens der "Gründonnerstag"!), sondern auch "Kämpfen und Zanken". Dafür war Eberhard der Greiner berühmt: Geweint haben seine Gegner, er ging als Streithammel in die württembergische Geschichte ein. Kurzum: Er belagerte die Burg, hungerte alle aus und übernahm die Frauenberger Anteile an Feuerbach. Dafür, dass nun Feuerbach zur Hälfte württembergisch wurde, durften die restlichen Familien auf der Burg wohnen bleiben, zogen dann aber schliesslich irgendwann weg - bis nach Österreich. Die Burg verfiel und Herzog Christoph ließ die Burg dann 1567 abbrechen, um ihre wertvollen Steine als Stadtmauer um das Stuttgarter Hospitalviertel zu verwenden.

Somit hatten die Württemberger nun ihren "Fuß in der (Feuerbacher) Tür", die Feuerbacher Steine schützten die vornehmen Leute im damals neu erbauten Hospitalviertel in der jungen Residenzstadt Stuttgart und die despotische Ära der Frauenberger ward endgültig überwunden.


Von Jürgen Kaiser
(Fortsetzung folgt)


Mehr Informationen zur Burg Frauenberg:

Die Burgruine Frauenberg: Eintrag im "Begehbaren Feuerbacher Gedächtnis" (BFG)
Wikipedia-Eintrag zur Burg Frauenberg in Feuerbach

Hier geht's zur Reihe GESCHICHTEN AUS DER GESCHICHTE FEUERBACHS mit weiteren interessanten "Stories zur History" Feuerbachs!

Veröffentlicht am 09.05.2025