Der Winzer Fabian Rajtschan setzt auf seinen Rebflächen Schafe ein. Am Steilhang helfen die flauschigen Gesellen dem Wengerter seit 2023 bei der Bewirtschaftung. Von Georg Friedel.
Futtern ist eigentlich ihr Haupt-Job: Vor etwa zwei Jahren hat sich der Feuerbacher Fabian Rajtschan fünf Jura-Schafe angeschafft. „Wolke“ – das einzige weiße Schaf in der Gruppe – sowie Klara, Leni, Ami und Bommel passen sehr gut ins Anforderungsprofil. Sie machen genau das, was ein Winzer so braucht, wenn er auf ökologisch orientierten Weinbau setzt. Die Schafe kürzen das Gras, futtern Unkräuter, beweiden die Flächen und ersetzen die Mähmaschine. Sie lichten die Reb-Reihen aus und entblättern sie im besten Falle genau auf der Höhe, wo es notwendig ist. Und die Weinberghelfer liefern zudem frei Haus einen Dung von außergewöhnlicher Qualität.
Forschungen hätten gezeigt, betont der studierte Weinbauer, dass der Kot der Schafe spezielle Käferarten anlockte. „Diese Mistkäfer ziehen den Kot in den Boden hinein, so dass du den Stickstoff, den du als Dünger brauchst, auf natürliche Art in den Boden eingearbeitet bekommst“, sagt der Feuerbacher Winzer, der am Lemberg und der Hohewart verteilt insgesamt rund fünf Hektar Rebflächen bewirtschaftet.
Nach rund zwei Beweidungsjahren mit der tierischen Hilfe im Weinanbau zieht er eine positive Bilanz: „Den Schafen geht es tipptopp“, berichtet Rajtschan. Den Bestand in seinen Rebflächen noch zu vergrößern, kann er sich für die Zukunft gut vorstellen: „Wir möchten noch einen Bock dazunehmen, um unsere kleine Herde durch Nachwuchs zu erweitern.“ Doch das werde noch ein „bissle“ dauern: „Denn im Moment haben wir mit unserer neuen „Vinothek Weil Wein“ noch sehr viel zu tun“, sagt der Winzer.
Und wie kam er eigentlich aufs Schaf? Rajtschan hatte sich im Winter 2022 erstmals Fachexpertise über Schafe im Weinberg besorgt und damals einen Vortrag besucht. Experten vom Weinbauinstitut Freiburg und der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg stellten dort die Ergebnisse einer mehrjährigen Studie zu dem Thema vor. Dabei kam heraus, dass die Weidetiere den Böden der Weinberge ausgesprochen guttun und insgesamt für mehr Biodiversität sorgen. Durch weniger Maschinen-Einsatz wird außerdem der Boden nicht so verdichtet, Pflanzenschutzmittel können eingespart werden.
Von einem Züchter und Schafhalter hatte Rajtschan im Nachgang des damaligen Vortrages vier Lämmer und ein dreijähriges Schaf gekauft. Bei der Pflege und Versorgung der Paarhufer unterstützt ihn der Schäfer, von dem er die Tiere erworben hat.
Statt der bretonischen Ouessant-Schafe hatte sich Fabian Rajtschan für eine etwas größere Rasse entschieden. „Ich wollte Tiere mit einer höheren Fressleistung.“ Zeit müsse man schon in die Tiere investieren, konstatiert der Feuerbacher Weinbauer. Und im Auge behalten muss er seine Jura-Schafe auch. „Sie dürfen nicht zu lange auf einer Rebfläche weiden. Sonst fressen sie zu viel weg.“ Also wechseln sie regelmäßig den Standort.
Vorsicht ist ebenfalls geboten, wenn die Rebstöcke frische grüne Triebe bekommen: „Davon muss man die Schafe auf alle Fälle fernhalten, sonst fressen sie die Reben kahl“, der Winzer, der seine Weine im Remstal ausbaut. Gleiches gilt, wenn die Weintrauben Süße entwickeln: „Die schmecken natürlich auch den Schafen“, so Rajtschan.
Die Testphase war erfolgreich: „Wolke“ & Co leisten seit nunmehr rund zwei Jahren im Wengert sehr gute Dienste: „Sie fressen hauptsächlich in der Zone, wo die Trauben wachsen, die Blätter weg.“ Und das ist auch so gewollt, denn so werden die wachsenden Trauben besser entlüftet, bekommen mehr Sonne ab und die Fäule bleibt fern. Und Rajtschans „Schäfle“ passen auch gut unter den Drähten, an denen die Reben entlangwachsen, hindurch. So können sie problemlos zwischen den Reihen weiden oder die Reb-Reihe wechseln, ohne sich zu verletzten oder die Anlage zu beschädigen.