In unregelmässiger Abfolge veröffentlicht der Feuerbacher Historiker und Buchautor Jürgen Kaiser im Rahmen des 950-jährigen Jubiläumsjahres bei uns kurze, gleichermaßen informative wie unterhaltsame "Geschichten aus der Geschichte Feuerbachs".
Heute geht es in Teil 9 um unzufriedene Bauern und dem "Armen Konrad", einem Bauernaufstand und Vorgeschmack zum kurz danach beginnenden Bauernkrieg, der ganz Deutschland erfasste:
Die Ausbeutung der Bevölkerung wurde in der Zeit des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Renaissance immer größer. 1514 kam es zum ersten Aufstand - ja Revolution - in Deutschland. Der „Arme Konrad“ erhob sich. Unter der Fahne des "Bundschuhs" erhoben sich Bauern und Kleinbürger. Sie wussten sich „koin Rat“mehr vor Verzweiflung , so entstand der Name „Armer Konrad“ für die Bewegung gegen Herzog und Herrschaft der führenden Familien im Lande – die „Ehrbarkeit“.
Das Fass zum Überlaufen brachte Herzog Ulrich von Württemberg. Er hatte durch Lebensstil und Feste die größten Schulden in ganz Deutschland und deshalb erhöhte er die Steuern - beim Grundnahrungsmittel Dinkel (genannt „Schwabenkorn“, Weizen gab es noch nicht) sogar um 575 % in einem Jahr. Als er dann noch die Gewichte fälschen ließ, so dann man fürs angeblich gleiche Gewicht auf der Waage weniger einkaufen konnte, war das Maß voll. Peter Gaiß aus Beutelbach – genannt „Gaißenpeter“ – rief zu einer Volksversammlung auf und versenkte die falschen Gewichte in der Rems: „Wenn sie echt sind, schwimmen sie!“. Das taten sie natürlich nicht, das Volk lachte und in allen Dörfern erzählte man sich diese Geschichte. Auch in Feuerbach, wo sich Bauern dem Armen Konrad anschlossen und mit ihren Sensen nach Stuttgart zogen. Der Herzog schlug den Aufstand blutig nieder. Die Unterdrückung wurde verstärkt.
Zehn Jahre später – 1525 – explodierte das Land. Der Bauernkrieg begann. Mitten drin drei Feuerbacher: Michael Kayser, Jerg Bofinger, Hans Reissing. Sie hielten heimliche Versammlungen im Dorf ab, riefen zum Widerstand auf und marschierten beim Bauernheer mit. Sie wurden gefangen genommen und ins Gefängnis gesteckt. Schlechter ging es den Anderen. Das Bauernheer wurde zwischen Sindelfingen und Böblingen vernichtet und die Bauern regelrecht abgeschlachtet. Dort wo heute die A 81 zwischen den beiden Städten verläuft, hießen die Felder „Bauerngrab“. Vielleicht denkt mal einer dran, wenn er heute dort im Stau steht.
Von Jürgen Kaiser
(Fortsetzung folgt)