Begehbares Feuerbacher Gedächtnis

Bosch-Werk

Wernerstraße 51

Bosch-Areal Feuerbach (Bild: Bosch) Bild 1 von 15: Bosch-Areal Feuerbach (Bild: Bosch)

Die zweite Phase der Industrialisierung in Feuerbach in den beiden Jahrzehnten zwischen 1890 und 1910 war geprägt durch den Zuzug einer ganzen Reihe metallverarbeitender Betriebe, insbesondere aus Stuttgart. Auch der Stuttgarter Unternehmensgründer Robert Bosch (Bild 3) hatte im Jahre 1909 von der Stadtverwaltung Feuerbach ein Grundstück in der Breiten Straße 12 (seit 1938 Bregenzer Straße) erworben, wo er ab 1910 im sog. Presswerk (Werk 1) Halbfabrikate (Messingteile und Stahlmagnete) für den Magnetzünder produzieren ließ (Bild 4). Mit diesem ersten Schritt war das Fundament dafür gelegt worden, dass sich in Feuerbach im Laufe des 20.Jahrhunderts der weltweit größte Standort der Robert Bosch GmbH entwickeln sollte (Bilder 1 und 14).
Auf zwei weiteren Grundstücken („in der Nähe der später privatisierten Kalkofenstraße“) baute Bosch im Jahre 1914 eine neue Fabrikhalle, worin neben dem 1913 auf den Markt gebrachten Kfz-Beleuchtungssystem, dem sog. „Bosch-Licht“, auch Generatoren und Starter gefertigt wurden.
Während des Ersten Weltkrieges stellte Bosch für verwundete Soldaten Teile seiner Produktionshallen als Lazarett mit 400 Betten zur Verfügung (Bilder 6 und 15), welches 1916 in die Bismarckschule verlegt wurde.  
Zwischen 1917 und 1918 übernahm Bosch das Gelände und das mächtige Gebäude der insolventen Pianofabrik Lipp & Sohn (Bilder 4, 7-11), welches zwischen 1916 und 1918 als Kaserne für zwei Militärkompanien diente. Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurden in diesem Bau mit einer  Gesamtproduktionsfläche von 18.000 qm sowohl die Zündkerzenfertigung als auch Versuch und Entwicklung untergebracht.
Für die Fertigung der Schmierpumpen entstand 1922 das sog. Ölerwerk, wo ab 1927 Dieseleinspritzausrüstungen hergestellt wurden.
Im Zuge der Erweiterung des Areals erstand Bosch im Jahre 1928 die ehemalige „Restauration zum Güterbahnhof“ in der Siegelbergstraße 1, welche zunächst als Wohnhaus vermietet, nach dem Zweiten Weltkrieg aber abgerissen wurde.
Das Werk Feuerbach wurde aufgrund des Produktionswachstums systematisch vergrößert, neben weiteren landwirtschaftlichen Flächen wurden auch Gebäude und Gelände anderer Firmen übernommen.
Im Jahre 1937 wurde die Robert Bosch AG. In eine GmbH umgewandelt.
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges kam es zu einer vollständigen Umstellung der Produktstruktur; auch Bosch war in jener Zeit gezwungen, militärische Güter herzustellen. Das geschah auch mit Hilfe von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern.
Durch die Dichte der industriellen Produktion war Feuerbach ein besonderes Ziel von Luftangriffen. Große Teile des Bosch-Werks waren bei Kriegsende total zerstört und wurden in den Folgejahren wieder aufgebaut.
Im Jahre 1963 entstanden Neubauten für die Fertigung von Industrieausrüstungen, 1979 folgte die Eröffnung des Technischen Zentrums für Dieseleinspritzung und 1983 errichtete man ein neues Verwaltungsgebäude neben der Hauptpforte (Bild 2).
Im Jahr 1980 begann man mit dem Teilabriss des historischen Lipp’schen Baus, welcher 1985 vollständig gesprengt und durch geeignetere Gebäude ersetzt wurde (Bild 12).

In Feuerbach fertigt Bosch heute u.a. moderne Hochdruck-Einspritzsysteme für Diesel-Motoren und Montageanlagen (Bild 1). Die Bosch-Gruppe als ein international führendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen produziert in vier Unternehmensbereichen Kraftfahrzeugtechnik, Industrietechnik, Gebrauchsgüter sowie Energie- und Gebäudetechnik.

Der Unternehmer Robert Bosch machte sich bei anderen Unternehmern nicht gerade beliebt, als er 1906 in seinem Stuttgarter Werk als Erster den Acht-Stunden-Tag und 1910 den arbeitsfreien Samstag einführte. Weitere soziale Leistungen neben seinem seit 1915 begonnenen Engagement für das erst 1940 erbaute Robert-Bosch-Krankenhaus (Bild 13) führten dazu, dass ihm im Jahre 1917 die Stadt Stuttgart die Ehrenbürgerwürde verlieh.
Auch die Feuerbacher Gemeindekollegien beschlossen im Dezember 1917, dem „Fabrikanten Herrn Dr.-Ing. Robert Bosch das Ehrenbürgerrecht zu verleihen, in dankbarer Anerkennung seiner außerordentlichen Verdienste um die Entwicklung und das Gedeihen der hiesigen Stadt, namentlich auch im Hinblick auf die hervorragende Förderung der gemeinnützigen Bestrebungen der Stadtgemeinde und die tatkräftige Unterstützung ihrer wohltätigen Einrichtungen.“

Quellen: Bosch-Archiv, Feuerbacher Zeitung, O. Häussler, H. Krämer, J. Kurz, K. Müller, Wikipedia, www.bosch-presse.de