Begehbares Feuerbacher Gedächtnis

Atelierhaus Wilhelm Imkamp

Baumeisterweg 22

Atelierhaus von 1963/64 Bild 1 von 10: Atelierhaus von 1963/64

Von 1953 bis zu seinem Tode im Jahre 1990 lebte der Kunstmaler Wilhelm Imkamp in Feuerbach, wo er sich eher zurückgezogen als im Lichte der Öffentlichkeit seiner künstlerischen Tätigkeit widmete. So verdanken wir es eher einem Zufall, dass er posthum doch noch geehrt werden kann. Sein Sohn Maximilian Imkamp, ehemaliger Kunsterzieher am Feuerbacher Leibnizgymnasium, hat die folgende Biografie seines Vaters verfasst:

Imkamp wurde am 9. März 1906 in Münster/Westfalen als Sohn eines Maler- und Glasermeisters geboren. Seit seinem sechsten Lebensjahr malte Imkamp leidenschaftlich, und als der Vater frühzeitig starb, musste er als junger Schüler durch Malerei den Lebensunterhalt für die Mutter und sich selbst verdienen.
Er malte Landschaften und Porträts verschiedenster Persönlichkeiten seiner Heimatstadt Münster. Sein engagiert fortschrittlicher Zeichenlehrer Leo Burgholz empfahl ihm, nach dem Abitur am Bauhaus in Dessau Malerei zu studieren. Diesem Ratschlag folgend studierte Imkamp von 1926 bis 1929 bei Wassily Kandinsky, Paul Klee, Lyonel Feininger und den anderen bekannten Bauhauslehrern. Anschließend ging er 1929 für ein Studienjahr nach Paris. Insbesondere Kandinsky, den er auch persönlich sehr schätzte, hat seine Malerei geprägt.

1930 ließ er sich als freischaffender Maler in Essen nieder, beteiligte sich an verschiedenen Ausstellungen abstrakter Malerei, verdiente aber seinen Lebensunterhalt mit Porträt- und Landschaftsmalerei. In dieser Zeit entstanden über fünfhundert Porträts. Allerdings stand für ihn immer die abstrakt- gegenstandslose Malerei im Vordergrund seiner Interessen.Während des Nationalsozialismus wurde es zunehmend schwieriger, abstrakt zu malen, auszustellen und Bilder zu verkaufen, sodass Imkamp sich immer mehr der gegenständlichen Malerei zuwenden musste und nur im Verborgenen abstrakt malen konnte. Kurz nach seiner Heirat mit der Gesangsstudentin Charlotte Rube wurde er 1939 in eine Luftwaffenbaukompanie einberufen. Imkamps Talente wurden entdeckt und er wurde als „Kriegsmaler“ verpflichtet und an die Westfront versetzt. Bei gelegentlichen Aufenthalten in Paris traf Imkamp Kandinsky mehrfach wieder.
In der Zwischenzeit war 1941 sein erster Sohn Heiner geboren. 1944 wurde die Wohnung in Gießen, wo Imkamp als Soldat zunächst stationiert war, durch einen Bombenangriff zerstört, dabei gingen die meisten wichtigen Arbeiten verloren. Das Jahr 1945 steht für den Neuanfang Imkamps und seine Konzentration auf abstrakte Malerei.
Die Familie zog nach Allendorf/Lumda aufs Land. 1946 wurde Sohn Maximilian geboren und die Familie bemühte sich, in die aufstrebende „Kunststadt“ Stuttgart zu ziehen. Eine kleine Dachwohnung in Asperg brachte sie zunächst einmal in die Nähe Stuttgarts. Allerdings war es ausgeschlossen, als freischaffender Maler eine etwas größere Wohnung in Stuttgart zu finden, denn kein Vermieter wollte einen Mieter ohne geregeltes Einkommen. Die Familie entschied sich zu bauen und errichtete in der Feuerbacher ECA-Siedlung, Langhansstraße 63, ein kleines Atelierhaus. Es war entworfen worden von Gero Karrer, der die gesamte Siedlungsanlage geplant hatte, mit sämtlichen Einbaumöbeln, denn die Familie besaß fast nichts mehr. (ECA-Siedlung ist der Name von mehreren Siedlungen, die in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg von der US-amerikanischen Economic Cooperation Administration gebaut wurden).

Dieses kleine Haus wurde der Familie mit dem im häuslichen Atelier arbeitenden Maler schnell viel zu eng, und Imkamp baute auf dem Killesberg, im Baumeisterweg 22 nach einem Entwurf des Architekten Gerhard Schwab ein größeres Atelierhaus, das 1963 bezogen werden konnte. Hier lebte und malte Imkamp bis zu seinem Tode am 1. November 1990.
Seit dem Ende des Krieges widmete sich Imkamp ausschließlich der abstrakten, gegenstandslosen Malerei. In den fünfziger und sechziger Jahren gab es eine rege Ausstellungstätigkeit im In- und Ausland, und viele Museen und öffentliche Sammlungen erwarben Arbeiten des damals zu den führenden Malern der klassischen Moderne gehörenden Künstlers. Das Atelierhaus hatte, den Wünschen des Künstlers entsprechend, ein großes Atelierfenster nach Norden, um möglichst viel des gleichmäßigen Nordlichtes einzufangen. Hier arbeitete er immer, auch an Sonn- und Feiertagen, zumeist bis in die späte Nacht. 1979 wurde Imkamp der Professorentitel ehrenhalber von Lothar Späth verliehen.

Bis zu seinem Tod lebte Imkamp immer mehr zurückgezogen, sein schlechter werdender Gesundheitszustand ließ eine Teilhabe am öffentlichen Kunstgeschehen immer weniger zu. Einige Fotos geben Einblick in die Bildwelt des Malers Wilhelm Imkamp.


Quelle: Maximilian Imkamp