Begehbares Feuerbacher Gedächtnis

Bellevue

Forsthausstraße13-15

Bellevue vor 1925 (Bild 1: Archiv Rieker) Bild 1 von 4: Bellevue vor 1925 (Bild 1: Archiv Rieker)

Historisch interessant ist die Entwicklung des Gebäudes Forsthausstraße 13, welches im Laufe der Jahrhunderte eine Reihe verschiedener Nutzungen aufzuweisen hatte. Bereits im Jahre 1356 wurde dieses Haus schon erwähnt: ein Bebenhäuser Mönch hatte in einem Güterbuch notiert, dass in jenem Jahre der Frühmesspriester Geroldus in diesem „Kloster“ gewohnt habe, welches aus Haus, Scheuer, einem freien Platz (Hofraite) und Garten bestand und nahe dem Kirchhof (erster christlicher Friedhof nahe der Stadtkirche) gelegen sei. In einem Zeitraum von fast 200 Jahren war dieses Gebäude das Frühmesshaus, bis im Jahre 1536 die Feuerbacher Frühmesse einschließlich Zinseinkünften, Weingülten, Zelgfrüchten (Zelge=Flurstücke von landwirtschaftlich genutzten Flächen) und Grundstücken an die Universität Tübingen fiel. Das Haus hatte sich dabei jedoch die Herrschaft Württemberg gesichert. 1550 war dieses Anwesen im Besitz der Landesforstverwaltung, welches 1561 instandgesetzt wurde und in welchem 1568 ein Forstknecht wohnte, der für die „Feuerbacher Hut“ zuständig war.
Bereits im Jahre 1668 wurde der an diesem als Forsthaus genutzten Gebäude vorbeiziehende Weg als „Forsthausgässle“ benannt.
Im Jahre 1789 kaufte der Revierförster Eberhard Ludwig Klingler dieses Forsthaus vom Herzogtum Württemberg.
Es blieb bis 1838 im Besitz des Försters, der dann in das „Jägerhaus“ (Feuerbacher Talstraße 34) umzog.
Das alte Forsthaus kannte man wegen seiner Aussichtslage schon vor 1900 unter dem Namen „Bellevue“.
Es musste noch eine Reihe von Nutzungsänderungen über sich ergehen lassen. In den 1860er Jahren diente es als Café (Café Bellevue), kam 1872 samt einigen Öko­nomiege­bäuden aus Pri­vathand an die Gemeinde. Diese richtete in di­e­sem Haus zwei Lehrer­wohnungen ein, 1899 wurden die Ökonomiegebäude abgebro­chen. Ein kleineres dazu gehöriges Nebengebäu­de diente eine Zeit­lang als Spital („Spitäle“), welches aufgrund eines Kollegialbeschlusses repariert und für 240 Mark an die Fami­lien der zwei Ortspolizeidiener vermietet wurde. Das größere Wohnhaus diente als Wohnung für 2 Lehrerfamilien.
Im Jahre 1927 schuf Architekt und Stadtbaurat Holstein einen Anbau (Forsthausstraße 15), wo im Untergeschoss ein städtischer Kindergarten mit 25 Plätzen für die Altersgruppe 3 bis 6 Jahre eingerichtet wurde (s. Bilder 2 und 4). Im Obergeschoß wohnten die Gemeindeschwestern und in einem Raum wurden Abend-Nähstunden abgehalten. Heute kennen wir diesen Anbau als „Kindergarten Forsthausstraße 15“, welcher wegen seiner neoklassizistischen Architektur „süddeutscher Prägung“ als „ehemaliges Schulhaus“ (Liste der Feuerbacher Kulturdenkmale) inzwischen denkmalgeschützt ist. Im 1. OG befindet sich eine Außenstelle der Bachschule.
Die frühere Nutzung dieses Gebäudes, gelegen an der Kirchstraße 13, hat 1938 zu dem neuen Straßennamen “Forsthausstraße” geführt. Dieses ehemalige Forsthaus wurde nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen und durch einen Neubau ersetzt (s. Bild 3).

Quellen: Chronik, Heinz, Hesse, Kleemann, Schwarz

Dieses Objekt ist mit einer Informationstafel ausgestattet.