Begehbares Feuerbacher Gedächtnis

Feuerbacher Zeitung

Wiener Straße 85

Ehemaliges, 1972 renoviertes Gebäude der Feuerbacher Zeitung in der Wiener Straße 85 (Bild 2012: Arendt) Bild 1 von 3: Ehemaliges, 1972 renoviertes Gebäude der Feuerbacher Zeitung in der Wiener Straße 85 (Bild 2012: Arendt)

Die Feuerbacher Mittwochsgesellschaft, in der sich hiesige Honoratioren zusammengeschlossen hatten, gründete am 15.11.1874 die „Feuerbacher Zeitung“ (FZ), welche sie seit dem Winter 1874/75 in eigener Regie herausbrachte. Zunächst erfolgte der Druck im Hause des „Filderboten“ in Plieningen. Im Jahre 1880 erwarb Ernst Weber den Zeitungsverlag mit bescheidenen 80 Abonnenten, die Zeitung wurde in eigener Druckerei in der Feuerbacher Bachstraße (Dieterlestraße)  9 hergestellt. Im Jahre 1894 zog der Verlag in das Gebäude Marktstraße (heute Klagenfurter Straße) 31 (Bild 2) um. Vom 1.5.1897 erschien die FZ täglich. Nach dem Tode Ernst Webers im Jahre 1904 führte seine Witwe zunächst den Zeitungsverlag weiter. Unter ihrer Ägide wurde 1909 das Blatt erweitert und die Gasmotoren durch Elektromotoren abgelöst.  Ende 1913 wurde das Gebäude Bismarckstraße (heute Wiener Straße) 85 der eigene, neue Standort des Zeitungsverlages (Bilder 3 und 1). „Das Gebäude hatte einen Säulengang, welcher durch Scherengitter zur Straße hin getrennt war. Diese wurden morgens zurückgescho­ben und Passanten konnten die druckfrische Zeitung, geschützt vor Witterungseinflüssen, in Aushangkästen lesen.“(Bild 3)

Nach dem Ersten Weltkrieg trat der Sohn Richard Weber als Geschäftsteilhaber in den Verlag ein. Die Anschaffung einer modernen Rotationsmaschine führte zu einer effektiveren Zeitungsherstellung. Am 15.11.1924 konnte die FZ ihr 50-jähriges Jubiläum mit der Herausgabe einer Sondernummer feiern.
Wegen Wiedergabe des Berichts über eine „Antifaschistische Kundgebung“ wurde die Restauflage der FZ am 27.2.1933 beschlagnahmt, einen Monat nachdem Hitler das Amt des Reichskanzlers übernommen hatte. Weitere Beschlagnahmen folgten.  „Am 3.3.1933 erscheint die FZ als weißes, leeres Blatt mit unten stehender Bekanntmachung:
„Durch Verfügung des Ministeriums des Inneren vom 2.3.1933 ist die FZ mit sofortiger Wirkung bis zum 8.3.1933 einschließlich verboten.“
Am Tag nach der Reichstagswahl am 6.3.1933 erscheint die FZ wieder in altem Glanze.“
Wegen „kreiswirtschaftlicher Maßnahmen“ wurde die Herausgabe der FZ am 2.1.1941 eingestellt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm der Zuffenhauser Verlag Heinz die Herausgabe der FZ, die ab dem 11.6.1949 unter der Aufmachung „Nord-Stuttgarter Rundschau“ wieder erschien. Mit der letzten Ausgabe dieses Lokalblattes am 31.12.1998 wurde das Kapitel „Feuerbacher Zeitunng“ abgeschlossen.


Quellen: R. Heinz, K. Müller