Begehbares Feuerbacher Gedächtnis

Friedenskirche

Burgenlandstraße 106

Friedenskirche 2011 (Bild: Arendt) Bild 1 von 5: Friedenskirche 2011 (Bild: Arendt)

„Die Evangelisch-Methodistische Kirche ist eine evangelische Frei­kirche. Sie unterscheidet zwischen Kirchengliedern und Kirchenangehörigen. Kirchenangehörige sind alle, die in der Gemeinde getauft wurden. Kirchenglieder sind Getaufte, die anlässlich ihrer Taufe oder eines Aufnahmegottesdienstes ihren Glauben in einer vorgeschriebenen liturgischen Form bekannt haben. Die Kirche finanzie­rt sich durch freiwillige Spenden und Beiträge, nicht durch Kir­chensteuer. Mitglied wird man durch freie, persönliche Entscheidung.

Weltweit gibt es zusätzlich zu den 11 Millionen Kirchengliedern noch etwa 2,5 Millionen Kirchenangehörige. Die Zahl der Methodisten in Deutschland beläuft sich auf  etwa 56.000  (Kirchenglieder und Kirchenangehörige), davon gehören etwa 200 zur Feuerbacher Gemeinde.“   
Der Ursprung der Evangelisch-methodistischen Kirche liegt in den USA, wo sie sich 1784 auf der sogenannten „Weihnachtskonferenz“ als „Bischöflich Methodistenkirche“ konstituierte. Sie entstand aus der Erweckungsbewegung um den anglikanischen Geistlichen John Wesley (1703-1791), der sich besonders für sozial benachteiligte Menschen engagierte.
Über die Rückkehr nach Amerika ausgewanderter Deutscher kam diese Glaubensrichtung nach Deutschland zurück, wo sie sich in zwei Richtungen als „Bischöfliche Methodistenkirche“ und als „Evangelische Gemeinschaft“ (EG) ausbreitete. Im Jahre 1968 kam es zum Zusammenschluss beider Glaubensgemeinschaften zur „Evangelisch-methodistischen Kirche“.

Als erstes Versammlungshaus der EG in Deutschland wurde die „Immanuelshütte“ in Plochingen am 31.Juli 1859 eingeweiht.
Zuvor hatte der 1850 aus den USA eingereiste Prediger Johannes C. Link am Pfingstsonntag 1851 eine erste EG-Versammlung in Feuerbach abgehalten.
Am Kirchweihsonntag im September 1863 stellte Michael Gerlach sein im Hause Baitinger befindliches Wohnzimmer für Versammlungen der EG zur Verfügung. Schon ein Jahr später wurden aber größere Räumlichkeiten erforderlich und die Versammlung zog in das geräumigere Haus der Familie Weischedel in der Schlosserstraße (seit 1937 Staufeneckstraße).
Das Anwachsen der Gemeinde machte den Bau eines größeren Kirchengebäudes notwendig, welcher am 5.Juli 1874 als Zionskapelle eingeweiht wurde.
Im Oktober 1893 wurde mit dem Ziel, diese Kapelle zu vergrößern, ein „Bauverein“ gegründet; die erweiterte Kapelle wurde dann am 21.Oktober 1894 eingeweiht.
Nach der Schaffung der „Feuerbacher Mission“ im Jahre 1896 beschloss das kirchliche Baukomitee im Jahre 1910 den Erwerb eines Grundstücks in der Eychstraße (seit 1938 Burgenlandstraße), da der bisherige Platz unvollständig zum Bau einer neuen Kirche sei. Die Zionskapelle war inzwischen zu klein und zudem auch baufällig geworden; sie wurde im März 1916 an die Stadt Feuerbach verkauft. 

Die im Januar 1914 vom Architekten H. Weißhaar vorgelegten Baupläne (Bild 4) für das zu erstellende Gemeindehaus wurden nach einigen Änderungen vom Baukomitee angenommen und mit dem Bau begonnen.
Die Errichtung des durch Spenden finanzierten neuen Gotteshauses wurde im Jahre 1915 abgeschlossen; am 30.05.1915 fand die Einweihung der Friedenskirche statt (Bild 2).
Am Ende des Ersten Weltkrieges nannte man die Friedenskirche im Volksmund „Schmalzkirche“, weil amerikanische Glaubensbrüder Lebensmittel gesammelt und Pakete an ärmere Gemeindemitglieder in Feuerbach geschickt hatten. Die Gemeinde bekam dadurch großen Zulauf, welcher sich in den Jahren 1919 bis1932 mit einer sprunghaften Zunahme der Kirchenglieder fortsetzte.
1927 erfolgte die Eröffnung einer „Kleinkinderschule“ aus der Motivation heraus, den „vielbeschäftigten und oft im Erwerbsleben stehenden Müttern die Kleinkinder einige Stunden am Tage abzunehmen“.
Der Kindergarten (Bild 5) besteht auch noch heute und betreut in zwei Gruppen bis zu 48 Kinder.
Ebenfalls 1927 wurde im Lindental ein Wiesengrundstück erworben, das heute sowohl von den Gemeinden, den Kindergärten und als Waldheim genutzt wird.
 
Während der NS-Zeit führte der politische Druck zum deutlichen Rückgang der Anzahl der Mitglieder. 1933 konnte man jedoch noch das 70jährige Gemeinde-Jubiläum feiern und eine neue Orgel einweihen.
Kurz nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die Räume der Friedenskirche durch das Deutsche Rote Kreuz und die Polizeibehörde für Luftschutzbesprechungen beschlagnahmt.

Im Jahre 1944 wurden Kirche und Wohnhaus durch zwei Luftangriffe zu 45% beschädigt und erst 1949 unter der Leitung des Feuerbacher Architekten Edwin Roth wieder hergestellt (Bilder 1 und 3).
Im September 1988 feierte die Friedenskirchen-Gemeinde ihr 125-jähriges Bestehen.

Im Jahre 2010 wurde als weiteres Projekt im sozialdiakonischen Bereich eine „Kleiderkammer“ ins Leben gerufen, die sich inzwischen in Feuerbach etabliert hat.
Die Friedenskirche bietet auch für Außenstehende die „Klangart Konzertreihe“ an und beteiligt sich an der Feuerbacher Kulturnacht.

Das Gemeindehaus ist mit einer Informationstafel ausgestattet.


Quellen: Die Stuttgarter Straßennamen, EMK, Sitzungsprotokolle der EMK-Gemeinde,  WIKIPEDIA, J. Kurz


Weitere Informationen:
www.emk-feuerbach.de