Begehbares Feuerbacher Gedächtnis

Hohewartschule

Hohewartstraße 95

Hohewartschule 2012 (Bild: Arendt) Bild 1 von 3: Hohewartschule 2012 (Bild: Arendt)

Die seit 1477/1482  in Feuerbach bestehende Tübinger Universitätspflege hatte offensichtlich auch bei den Feuerbacher Dorfbewohnern den Wunsch nach schulischer Ausbildung entstehen lassen So ist es wohl zu erklären, dass im Jahre 1551 anlässlich einer in gewissen Abständen durchgeführten Visitation von Kirchenoberen unter der Leitung eines Superintendenten (zum Zwecke der Bestandsaufnahme und Normenkontrolle) in Feuerbach der Wunsch nach einem eigenen Schulmeister vorgetragen wurde. Gestützt wurde dieses Begehren allerdings erst 1559 durch die von Herzog Christoph herausgegebene „Große Kirchenordnung“, in der er die zur Verantwortung des Pfarrers gehörende Einführung einer „teutschen Schule“ (Volksschule) in allen Städten und Pfarrdörfern befohlen hatte. Ob Feuerbach dieser Anordnung sofort Folge geleistet und Kinder schon unterrichtet hatte, geht aus den Quellen nicht hervor, erst im Jahre 1562 wird darüber berichtet, dass Hans Katz als erster Schulmeister die Kinder im Lesen und Schreiben unterrichtete. Die Lernmittelfrage ließ sich einfach lösen: Das Kirchengesangbuch diente als „Fibel“. Der wohl bekanntere der ersten Schulmeister war der 1581 erwähnte Johann Heinrich Sartor, der Sohn des damaligen Feuerbacher Pfarrers M. Johann Sartor, dessen Amtszeit von 1556 bis 1585 andauerte. Die Gemeinden mussten für die Bezahlung der Schulmeister aufkommen. Im Sommer hatten die Kinder schulfrei, da sie während dieser Zeit ihre Eltern bei der Feldarbeit unterstützen mussten. Erst Mitte des 17. Jahrhunderts kam es zu einer Veränderung: es wurde auch Rechnen gelehrt und auch im Sommer unterrichtet. Dazu gab es anno 1694  eine Verordnung zur Schulpflicht.
Nachdem zunächst einige Zeit in Nebenräumen der Kirche unterrichtet wurde, baute man in der Sartoriusstraße 1 (früher Schulstraße) noch im 16. Jahrhundert („bei der Kirche“) ein Schulhaus, welches jedoch wegen einer Erweiterung erst 1688 in den Quellen erwähnt ist. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das um 1725 erstellte und 1797 erweiterte neuere Schulhaus baufällig und 1808 abgerissen. Das heute an dieser Stelle stehende, 1809 erbaute  Schulhaus ist quasi der Nachfolger des ersten Schulhauses.

Weil die Schülerzahl in Feuerbach mit 720 die Kapazität der beiden Schulhäuser von 1809 und 1841 in der Sartoriusstraße ausgelastet hatte, beantragte das Königlich Evangelische Konsortium am 10.05.1876 beim Amtsoberamt Stuttgart „die Einrichtung weiterer Schullokale“.  So wurde noch im Jahre 1877 mit der Solitudeschule eine weitere Volksschule gebaut. Am 20.Februar 1827 erhielt die „Große Kirchenordnung“ noch eine Ergänzung durch die „Amtsinstruktion für die ev. Geistlichkeit in dem Kgr. Württemberg“. Im §. 8. war u.a. zu lesen, dass „die Schule, als Pflanzstätte alles Guten, …, die Aufmerksamkeit und Tätigkeit des Geistlichen vorzüglich in Anspruch nehmen soll. …. Die Schule selbst soll der Geistliche fleißig besuchen, nicht nur, um den vorgeshriebenen Religions-Unterricht zu erteilen, und die nötige Aufsicht über die Amtsführung der Schullehrer zu führen, sondern auch, um sich mi den einzelnen Kindern in Berührung zu setzen,…“
Das Volksschulgesetz Württembergs von 1909 brachte dann aber anstelle der Kirche jetzt den Staat in die Schulaufsichtspflicht.

Bei einem Luftangriff am 21.03.1943 wurde diese Schule von Bomben getroffen und brannte vollständig aus.
Der Standort der Solitudeschule an der Ecke Hohewart-/Stuttgarter Straße wurde wegen des dort herrschenden Verkehrs für einen Schulneubau als ungünstig eingeschätzt und deshalb ein anderes Gelände gewählt.

Als Nachfolgerin der Solitudeschule und als erster großer Schulneubau der Stadt Stuttgart nach dem Zweiten Weltkrieg wurde nach der Grundsteinlegung am 16.10.1951die Hohewartschule als 8-klassige Volksschule am 17.Dezember 1952 eingeweiht.
Die Anlage im Pavillon¬stil des Architekten Marohn galt damals als modernste Schulanlage Stuttgarts (Bilder 1 und 2).
Insgesamt 730 Kinder fanden in der Hohewartschule eine neue Schulheimat.

Im April 1954 wurden in diese Schule die ersten Mittelschulklassen aufgenommen. Seit April 1960 wurde die Mittelschule selbstständig und 1966 in „Realschule“ umbenannt.

Um der Raumnot Herr zu werden, erhielt die Hohewartschule 1973 einen Neubau mit 8 Klassen (Bild 3).
Im Jahre 1975 kam es zur Umstrukturierung der Schularten und damit zur Aufteilung in Grund- und weiterführende Schulen. So reduzierte sich der Unterricht der Hohewartschule auf die Klassenstufen 1 bis 4, und sie wurde damit neben der Bachschule und der neu errichteten Hattenbühlschule zur reinen Grundschule.

1977 wurde das 25-jährige Bestehen des Hohewartschulgebäudes von beiden Schulen gefeiert. Zusammen mit der Vorgängerschule konnte man im selben Jahr das 100-jährige Jubiläum der Solitudeschule/Hohewartschule begehen.


Die Hohewartschule ist mit einer Informationstafel ausgestattet.


Mehr Informationen: www.hohewartschule.de