Begehbares Feuerbacher Gedächtnis

Stadt-Apotheke

Feuerbacher-Tal-Straße 2 / Hohewartstraße 1

Stadt-Apotheke vor dem Ersten Weltkrieg (Bild: Archiv Rieker) Bild 1 von 9: Stadt-Apotheke vor dem Ersten Weltkrieg (Bild: Archiv Rieker)

Der in Kuchen geborene Apotheker Adolph Oechsner (1864-1945) begann seine Ausbildung 1886 an der Universität München, von wo aus er nach einem Semester an die Polytechnische Hochschule Stuttgart wechselte und 1889 sein Studium abschloss.
In den Jahren 1901 bis 1909 verwaltete Oechsner eine Apotheke in Gerabronn, ehe ihm 1909 vom Medizinalkollegium eine Konzession „zur Eröffnung einer Apotheke im oberen Stadtteil Feuerbachs“ erteilt wurde.
Die Geschäftseröffnung der aufgrund des Bevölkerungswachstums notwendigen zweiten Apotheke in Feuerbach, der „Stadt-Apotheke“, fand am 15.November 1910 in der damaligen Solitudestraße 1 statt. An dem Punkt, wo drei Straßen in die Stuttgarter Straße hineinführten, stand nun ein repräsentatives Gebäude (Bild 1 und 2).
Die Stadtverwaltung sorgte 1911 auch dafür, dass die Apotheker ihre Sonntagsruhe haben sollten. „Mit oberamtlicher Genehmigung bleibt von den zwei Apotheken (Alte Apotheke und Stadt-Apotheke) abwechslungsweise je eine sonntags von 12 Uhr an geschlossen. Welche an der Reihe ist, erfährt man jeden Samstag aus der Feuerbacher Zeitung“.
Um 1912 gab es in Feuerbach vier approbierte Ärzte und drei Zahnärzte, welche von den beiden Apotheken unterstützt wurden.
Während im Ersten Weltkrieg auch Feuerbacher Ärzte eingezogen wurden, blieb den beiden Feuerbacher Apotheken ihr Personal erhalten.
Der Zweite Weltkrieg hinterließ Spuren auch am Gebäude der Stadt-Apotheke, denn in den Bombennächten 1944/45 wurde das Dach zunächst durch eine Brandbombe getroffen, und als die benachbarte Solitudeschule brannte, entzündete sich durch Funkenflug das Dach der Apotheke erneut.
Nach dem Tode seines Vaters Adolph übernahm im Jahre 1945 Rudolf Oechsner die Apotheke. Zwischen 1959 und 1968 leitete dessen Sohn Dr. Bernhard Oechsner vorübergehend den Betrieb (Bilder 3-5) . Nach seiner Studienzeit in Tübingen, welche er mit der Apothekerausbildung abschloss, übernahm der ältere Sohn Rudolf Oechsners, Waldemar Oechsner (1930-1991), die Stadt-Apotheke.
Nach dem Baugesuch „zum Umbau und Renovierung“ der Apotheke am 8.Mai 1967 wurde hinter dem Apotheken-Gebäude eine 116qm große, mit einem Sprinkler-System ausgestattete Baracke „zur vorübergehenden Unterbringung der Stadt-Apotheke“ errichtet (Bild 6). In der Zeit von 6 Monaten ist bis Juni 1968 das bis dahin repräsentative Äußere der Apotheke nach den Vorgaben Waldemar Oechsners umgestaltet und „modernisiert“ (Bild 7) und die Baracke wieder entfernt worden.
Waldemar Oechsner modernisierte im Jahre 1981 das Bestellabwicklungsverfahren durch Einführung eines Datenverarbeitungssystems, welches das bisherige Lochkartenverfahren ablöste.
Das Apothekengebäude wurde im März 1990 abgerissen und die Stadt-Apotheke nach einem „Exil“ im Staufeneck-Center im Januar 1991 im Gebäude Stuttgarter Straße 101 (Bild 8) neu eröffnet. Bereits im Jahre 1990 hatte die Apothekerin Sybille Stather die Apotheke von Waldemar Oechsner übernommen.
Eine Arondierung des ehemaligen Apotheken-Standortes geschah im Jahre 1991 mit dem vom Feuerbacher Architekten Werner Schwarz konzipierten, prägenden Bau des Biberturms (Bild 9), in dem sich das Hotel Feuerbach angesiedelt hat.


Quellen: Chronik Feuerbach, B. Oechsner, Stadtarchiv Stuttgart, S. Stather