Begehbares Feuerbacher Gedächtnis

Volksbank

Stuttgarter Straße 67

Volksbank 2012 (Bild: Arendt) Bild 1 von 9: Volksbank 2012 (Bild: Arendt)

Die aus Bürgern Feuerbachs zusammengesetzte „Mittwochsgesellschaft“ war Jahrzehnte hindurch das kulturelle, kommunal- und wirtschaftspolitische Zentrum. Man pflegte sowohl das Gesellige und gab auch Anstöße zur Weiterentwicklung der Gemeinde Feuerbach.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es aufgrund der günstigen Rahmenbedingungen einen enormen Zuzug von Firmen insbesondere der chemischen und metallverarbeitenden Industrie nach Feuerbach, wodurch das Wengerterdorf in kürzester Zeit zum bedeutenden Industriestandort aufstieg. Sowohl für die Fabriken als auch für die Handwerker entstand ein gewaltiger Kapitalbedarf, um den Anforderungen des Marktes gerecht zu werden.
So lag es nahe, dass sich die „Mittwochsgesellschaft“ der Ideen von Hermann Schule-Delitzsch bediente und zur Unterstützung der Handwerker im Jahre 1865 die „Handwerkerbank Feuerbach e.G.m.u.H.“ gründete (Bild 7), eine der beiden Säulen der später umbenannten Feuerbacher Volksbank. Das Ziel  dieser Bank war mit „Selbsthilfe auf genossenschaftlicher Grundlage“ die wirtschaftliche Lage ihrer Mitglieder zu stärken und zu fördern. Diesem Beispiel folgten bereits im Jahre 1868 die Aktiven in Landwirtschaft und Weinbau mit der Gründung der „Bürgerbank Feuerbach e.G.m.u.H.“, deren Satzung die Grundsätze von Friedrich Wilhelm Raiffeisen enthielt. Über Jahrzehnte hinweg repräsentierten diese beiden Genossenschaftsbanken das Feuerbacher Bankwesen.
Im Jahre 1919  wurde die unbeschränkte Haftpflicht der „Handwerkerbank“ in eine beschränkte überführt und der Name der „Handwerkerbank“  in „Gewerbebank Feuerbach e.G.m.b.H.“ umgewandelt.
Im Jahre 1927 wurde der Vorstand der Gewerbebank eGmbH mit einem Bankfachmann besetzt. Den wirtschaftlichen Erfordernissen entsprechend bezog man am 14.11.1928  in der St. Pöltener Straße 23 ein eigenes Bankgebäude. Auch die Bürgerbank hatte 1930  eigene Geschäftsräume in der Linzer Straße 6 erworben (Bild 6).
Für die wachsende Kreditwirtschaft mussten nun auch Regeln geschaffen werden. So wurden 1928 ein Wettbewerbsabkommen und 1931 ein Zinsabkommen geschlossen.
Im Jahre 1937 erfolgte bei der Gewerbebank erneut eine Änderung der Firmierung in „Feuerbacher Volksbank e.G.m.b.H.“
Bedingt durch die günstige Geschäftsentwicklung der Volksbank und damit verbunden mit einem erhöhten Arbeitsanfall wurde vom Gewerbepark Feuerbach eGmbH  1939 beschlossen, in der Stuttgarter Straße unter der Leitung des Architekten Eberhard Holstein einen Neubau zu errichten, dessen Geschäfträume im Januar 1940 bezogen werden konnten (Bilder 5,8,9). 
Die „Vereinfachung der Organisation des Kreditgewerbes“ führte 1943 zu der Entscheidung, die Bürgerbank in die Volksbank zu integrieren. Damit war der Grundstein gelegt für die spätere positive Entwicklung der Volksbank.
Allerdings traf die Volksbank bald wieder ein Rückschlag, da ein Bombenangriff im Februar 1944 das neue Gebäude in Schutt und Asche legte. Die ebenfalls beschädigten ehemaligen Geschäftsräume in der St. Pöltener Straße mussten deshalb als Notbehelf dienen.
Nach den schwierigen Jahren nach Kriegsende brachte die Währungsreform vom Juni 1948 wieder Ordnung in die Finanzwirtschaft.
Die vielen Ruinen in der Stuttgarter Straße führten partiell zu einer Baulandumlegung, wonach die Volksbank im Jahre 1955 mit dem Bau eines neuen Bankgebäudes in der Stuttgarter Straße 67 begann, welches am 15.04.1958 seiner Bestimmung übergeben wurde (Bilder 3 und 4). In den Folgejahren wurden zahlreiche Filialen in Stuttgart und Umgebung eingerichtet.
Fünfzig Jahre hat dieses Gebäude der guten Geschäftsentwicklung gedient, Pläne zur Modernisierung führten aber im Jahre 2009 zusammen mit der Häuserzeile Nr. 67 bis 77 zum Abbruch. Es entstand das „Cityhaus Feuerbach“, worin Wohnen und Arbeiten realisiert wurde, wo die Volksbank (Bilder 1 und 2) und eine Reihe von Geschäften ein belebendes Element in Feuerbachs zentraler Lage darstellen.

 

Quellen: Jubiläumsschriften der Volksbank, Stadtarchiv Stuttgart


Mehr Infos:
www.volksbank-stuttgart.de