Begehbares Feuerbacher Gedächtnis

Ehemaliges Wohnhaus Eugen Geiger

Linzer Straße 33

Wohnhaus vor der Zerstörung 1944 (Bild: Archiv Rieker) Bild 1 von 5: Wohnhaus vor der Zerstörung 1944 (Bild: Archiv Rieker)

Bis 1938 hieß die Linzer Straße noch Kirchhofstraße, da sie am Alten Friedhof vorbeiführt.
Der nördliche Teil dieser Straße war noch lange Zeit unbebaut, nur das Wohnhaus des damals bekannten und beliebten Oberreallehrers Eugen Geiger (1865-1944) ragte als Solitär heraus (Bilder 1 und 3).
Durch seine Heirat im Jahre 1894 kam Eugen Geiger (Bild 5) aus der Region Hohenlohe nach Feuerbach. Er hatte sich hier bereits 1892 um die Stelle eines Realschullehrers beworben. Trotz seiner anfänglichen Enttäuschung von der im Umbruch zum Industrieort befindlichen Ortschaft ließ er sich bei einem Schoppen Wein im damals sehr frequentierten HIRSCH von Honoratioren Feuerbachs umstimmen und entschied sich daraufhin, zu bleiben. Zunächst unterrichtete er an der Knaben-Realschule, aber als auf Initiative des Fabrikanten August Happold im Jahre 1897 die „Privattöchterschule“ gegründet wurde, hatte er damit ein nachhaltiges Betätigungsfeld erhalten, in dessen Verlauf er vom Oberreallehrer zum Studiendirektor und Schulleiter dieser 1903 der königlichen Ministerialabteilung unterstellten Schule avancierte. Er war „Vater und Gründer der Mädchen-Realschule“ (heute Neues Gymnasium). Im Jahre 1932 schied er als Pensionär aus dem Schuldienst.
Die Stadt Feuerbach wurde dem „Reingeschmeckten“ zur zweiten Heimat, wie auch heute noch aus vielen seiner literarischen Beiträge erkennbar ist. Seine poetischen und prosaischen Leistungen, insbesondere bei dem von ihm zusammen mit dem Kunstmaler Lebrecht gestalteten Stadtfest 1907 waren so nachhaltig, dass ihn der damalige OB Wilhelm Geiger „mit Recht unseren Heimatdichter“ nannte. Die Geschichten aus seinem bekannten und schon bald vergriffenen Buch „Was in Feuerbach die Amseln pfeifen“ fanden auch außerhalb Feuerbachs viele begeisterte Leser.
Eugen Geiger war ein vielgefragter Mann, dessen Wirkungen als Vorsitzender des Verschönerungsvereins und der Mittwochsgesellschaft, als Mitglied des Kirchengemeinderats und als Leiter der Volkshochschule unvergessen blieben. Ohne Übertreibung muss festgestellt werden, dass er im Mittelpunkt des kulturellen Lebens der Stadt Feuerbach stand.
Bei einem Luftangriff wurde im Jahre 1944 sein Haus zerstört, wobei er zusammen mit seiner Tochter ums Leben kam.


Quellen: Eugen Heinz, Karl Müller (Heft 9, Geschichtsblätter), feuerbach.de