Sanieren auf Sparflamme?

Bezirksbeirat Feuerbach macht Druck - Stadt will Erneuerung des Hallenbads verschieben

Das Feuerbacher Hallenbad. Foto: Stuttgart.de Bild 1 von 1: Das Feuerbacher Hallenbad. Foto: Stuttgart.de

Seit Jahren fordern die Mitglieder des Feuerbacher Bezirksbeirats, dass das örtliche Hallenbad grundlegend saniert werden müsse. Deshalb schlug Martin Wöhr (CDU) unlängst vor, im aktuellen Haushaltsplan als ersten Schritt die Planungskosten für das Hallenbad aufzunehmen.

Schließlich koste die jetzige Interimsinstandhaltung ebenfalls Geld, argumentiert Wöhr, und "vermag in der Tendenz die rapide systematische Alterung des Bades nicht generell aufzuhalten." Die große Lösung vor sich herzuschieben, könne auf Dauer für die Stadt teurer werden als das Projekt jetzt in Angriff zu nehmen.

Etwa 10,1 Millionen Euro würde eine Generalsanierung der 50 Jahre alten Schwimmhalle kosten, sagt Anke Senne-Bunn, Geschäftsführerin der Bäderbetriebe Stuttgart. Doch momentan schreckt die Stadt vor dieser Investition zurück. "Aus Sicht der Verwaltung ist trotz des bestehenden Sanierungsbedarfs eine Anmeldung der Finanzmittel zum nächsten Doppelhaushalt noch nicht erforderlich, da Maßnahmen in anderen Bädern von der zeitlichen Umsetzung her vorrangig sind", schreibt Oberbürgermeister Wolfgang Schuster in einer Antwort auf einen Antrag der CDU-Gemeinderatsfraktion. Fraktionsvorsitzender Alexander Kotz, Jürgen Sauer und Dorit Loos hatten das Anliegen der örtlichen Kommunalpolitiker aufgegriffen: "Wir wollen das Hallenbad Feuerbach in den anstehenden Haushaltsberatungen aufrufen und uns mit dem Ziel seiner vollständigen Sanierung befassen", war in dem Antrag der CDU-Stadträte zu lesen. So dringlich sieht man bei der Stadtverwaltung das Vorhaben aber nicht, wohl auch weil eine Untersuchung des Schwimmhallendachs und der Spannbetonkonstruktion ergeben hat, dass die Standsicherheit aktuell nicht gefährdet ist. "Gefahr ist nicht in Verzug, andere Bäder wie Sillenbuch sind dringender", sagt Senne-Bunn von den städtischen Bäderbetrieben. Mittelfristig komme man aber um eine grundlegende Sanierung nicht herum. Und die ist teuer, denn wer etwas am Gebäude ändern will, muss die strengen Auflagen der Denkmalschützer erfüllen. "Das gesamte Gebäude steht - einschließlich der von HAP Grieshaber gestalteten Glasfassade - unter Denkmalschutz", heißt es in dem städtischen Bericht. Die Gutachter sagen, dass vor allem die Stahlbetondecke repariert werden muss. Das Hallendach soll eine neue Abdichtung mit verbesserter Wärmedämmung erhalten. Auch die Glasfassade von HAP Grieshaber muss dringend erneuert werden. "Die Planer und das Hochbauamt schlagen vor, eine neue Tragkonstruktion zu erstellen und die künstlerisch gestalteten Scheiben in eine neue 3-Scheiben-Verglasung zu integrieren", schreibt Schuster. Eine Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt habe noch zu erfolgen, bevor man genauere Sanierungsvorschläge machen könne.

Zufriedenstellend sind diese Aussagen für die örtlichen Bezirksbeiräte nicht. Sie fürchten, dass die Finanzmittel im aktuellen Haushalt wieder einmal nicht auftauchen und die Sanierung des Bades auf unbestimmt verschoben wird. Und Bezirksbeirat Martin Wöhr erinnert daran, dass ein funktionierender Badebetrieb auch sehr wichtig für das Schulschwimmen und die örtlichen Sportvereine sei. 20 Schulen nutzen das Angebot an drei Tagen die Woche, auch die Sportvereinigung Feuerbach und fünf weitere Vereine trainieren dort regelmäßig. Der CDU-Bezirksbeirat warnt davor, die Erneuerung der Schulbauten voranzutreiben, aber dabei die Sportstätten zu vernachlässigen. Auch die Belange der älteren Feuerbacher sollten berücksichtigt werden. In der vergangenen Sitzung brachte Wöhr deshalb einen gemeinsamen Antrag des Bezirksbeirats ein. Der Tenor lautet: "Es ist eine zentrale Aufgabe, das Hallenbad in Feuerbach entsprechend den Anforderungen der älteren Generation zu sanieren, und alten- und behindertengerecht zu gestalten. Ein Verschieben oder gar eine Sanierung auf Sparflamme wird dem Hallenbad Feuerbach nicht gerecht."

 

Von Georg Friedel

Veröffentlicht am 04.10.2011