Im Zauberwald der freien Formen

„zeichnend ziehen“: Werkschau von Peter Riek im Kunsthaus Frölich

Das Kunsthaus Frölich in Stuttgart-Feuerbach präsentiert vom 12. Oktober bis 30. November die Ausstellung „zeichnend ziehen“ des Heilbronner Künstlers Peter Riek.

Im Fokus der Schau steht Rieks grafische Auseinandersetzung mit Franz Schuberts romantischem Liedzyklus „Die Winterreise“, daneben sind weitere Zeichnungen sowie Siebdrucke und Leuchtkästen und zu sehen. 

Riek, 1960 in Schluchtern geboren, studierte an der Stuttgarter Kunstakademie bei Rudolf Schoofs. Er blickt auf eine über dreißigjährige Ausstellungskarriere zurück, sein Oeuvre wurde bereits in zahlreichen renommierten Institutionen wie dem Mannheimer Kunstverein, dem Freiburger Morat-Institut oder den Städtischen Museen Heilbronn gezeigt. Darüber hinaus machte er mit architekturbezogenen Projekten im öffentlichen Raum sowie mit künstlerischen Raumdekorationen von sich reden.  

Basis seines Schaffens ist stets die zeichnerische Linie. In dieser elementarsten Technik der Kunst entwickelt er subtil reduzierte Formfindungen, die ihren Reiz daraus beziehen, dass sie sich zwischen Abstraktion und Figuration souverän in der Schwebe halten. Biomorphen Tier- und Pflanzengestaltungen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Oft erinnern die grafischen  Konturen an heimische Blumen oder reife Obstbäume, dann wieder denkt der Betrachter an Korallenriffe oder verwunschene Farnurwälder. Riek versteht seine Grafiken und Objekte freilich nicht als Widergabe konkreter Situationen, sondern als Angebote an die Assoziationskraft. 

Diesem Grundgedanken folgt auch Rieks „Winterreise“. Bei dieser Werkgruppe handelt es sich um flüchtige Kreideskizzen, vom Künstler auf die Straße gezeichnet, fotografiert und für die Ausstellung auf Plastiktüten gedruckt. Die poetischen Piktogramme greifen einzelne Motive der Lieder wie die Krähe oder die Tanne auf und stellen so die provokante Frage, ob sich der Geist des romantischen Wanderlieds in der funktionalistischen Großstadt von heute noch behaupten kann. Er kann. Denn als Wanderer mit dem Zeichenstift, ‚zeichnend ziehend‘, verwandelt Peter Riek den kalten Asphalt des 21. Jahrhunderts in einen Zauberwald der eigenwilligen, freien Form. 


Eröffnung:
Mittwoch, 12. Oktober, 19.30 Uhr in der Oswald-Hesse-Str. 98. Zur Einführung spricht Clemens Ottnad M.A., Geschäftsführer des Künstlerbundes Baden-Württemberg. Laufzeit bis 30. November, Mo-Fr 9-18.30 Uhr, Mi, Sa 9-13 Uhr. 

Konzert:
Am Donnerstag, 17. November, 19.00 Uhr findet im Rahmen der Ausstellung eine Aufführung von Schuberts „Winterreise“ in der Fassung für Klavier und Klarinette statt. Es spielen Marion Potyka (Klarinette) und Robert Rühle (Klavier). Vor dem Konzert spricht Peter Riek über seine Arbeit.
Veröffentlicht am 07.10.2016