Stadtgeschichte

Kleine Geschichte Feuerbachs

Feuerbach wurde im Jahre 1075 in den Hirsauer Annalen erstmals schriftlich erwähnt. Damals schenkte Graf Adalbert von Calw seinem Hauskloster Hirsau die Hälfte des Einkommens der Kirche zu Biberbach und den Weiler Botnang. Aus Biberbach wurde über Furbach (b-f-Wechsel wie bei Haber/Hafer) schließlich die heutige Namensform Feuerbach. Biber hat es übrigens am Feuerbach nie gegeben, das Wappen von 1907 beruht daher auf einem Irrtum, man hat sich wohl geschämt, den Talkrabb ins Wappen aufzunehmen.

Spuren menschlicher Besiedlung am Ort weisen ohnehin weiter zurück: Auf dem Lemberg gibt es Wälle und Siedlungsreste aus der Hallstatt-Zeit (vor 1000 v. Chr.) und aus der La Tène-Zeit (400 v. Chr.). Die Stuttgarter und die Hohewartstraße sind ehemalige Römerstraßen vom Kastell auf dem Hallschlag nach Pforzheim. Die Bezeichnung Steinsträßle für den Weg von der Bracke zur Solitude weist noch auf diese Straße hin.

Ein alemannisches Dorf bestand zwischen 500 und 700 n. Chr. Gräber wurden gefunden bei der oberen Stuttgarter Straße 1911-1928 und erneut beim Bau des Staufeneckcenters Anfang der 80er Jahre. Dieses Dorf war sicher der Beginn des späteren Dorfs Feuerbach.

Der Feuerbacher Ortsadel erbaute die Frauenburg auf dem Schloßberg vor 1250. Durch Erbteilungen verarmten die Nachkommen und verkauften Besitz und Herrschaftsrechte an die Grafen von Württemberg 1392 und zuletzt 1481.

Der Kirchenzehnt und die Patronatsrechte gingen vom Kloster Hirsau 1281 ans Kloster Bebenhausen (Flurbezeichnung Bebenhäuser am Lemberg), 1436 ans Chorherrenstift Sindelfingen und mit diesem 1477 an die durch Graf Eberhard im Bart neugegründete Universität Tübingen. Bis 1919 besaß die Universität das Patronatsrecht der Mauritius- bzw. Stadtkirche.

Bis in die Mitte des 19. Jhdts. blieb Feuerbach eine Bauern-, Weingärtner- und Steinbrechergemeinde von ca. 2700 Einwohnern. Der Bau der Eisenbahn 1846 und die Nähe zu Stuttgart führten zum raschen Wandel. 1864 wird die Chininfabrik Jobst angesiedelt, 1910 die Firma Robert Bosch. Die Einwohnerzahl stieg bis 1907 auf über 12000. Neben der evangelischen Kirche entstehen 1895 eine katholische Kirchengemeinde und freikirchliche Gemeinden.

Am 15. März 1907 wird Feuerbach zur Stadt erhoben. Schultheiß Wilhelm Geiger wird Stadtschultheiß und ab 1923 Oberbürgermeister. Feuerbach hatte so viele Arbeitsplätze wie Einwohner. Mit 21 km Streckenlänge verfügte es über das längste Güterverkehrsnetz Württembergs. 1929 schließt sich Weilimdorf durch Bürgerabstimmung der Stadt Feuerbach an. Eine eigene Straßenbahnlinie verbindet seit 1926 Feuerbach mit Weilimdorf und Gerlingen.

Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten wird die eigenständige Entwicklung handstreichartig abgebrochen: Der NS-Reichsstatthalter Murr setzt die Oberbürgermeister von Stuttgart und von Feuerbach ab, ersetzt sie durch Staatskommissare, die den Anschluss Feuerbachs an Stuttgart mit Wirkung vom 1. Mai 1933 verfügen, ohne die Bürger zu fragen.

Während des 2. Weltkriegs wurde Feuerbach schwer durch Bombenangriffe der Alliierten getroffen. 804 Bürger starben als Soldaten, als zivile Opfer der Bombenangriffe oder durch Verfolgung des NS-Regimes.

Der Wiederaufbau nach 1945 war in den 50er Jahren abgeschlossen. Bau des Stadtbads 1964 und zahlreicher Schulen (Hohewartschule, Kerschensteinerschule, Fachschulen für Holz und Farbe, Kaufmännische Schule Louis Leitz, Neues Gymnasium, Hattenbühlschule, Bachschule), Ausbau der Stadtbahn 1988-1990, Bau des B 295-Tunnels ab 1992, Ausbau der Stuttgarter Straße und zuletzt Neubebauung des Roser-Areals bis 2002 sind wichtige Meilensteine der Stadtentwicklung. Feuerbach hat heute über 27000 Einwohner und 34500 Arbeitsplätze.

Von Rolf Adam
Die historischen Bilder wurden freundlicherweise von Walter Rieker zur Verfügung gestellt.


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