Schoch-Gelände:

Unterm Mörtel verbirgt sich Gift

Das Schoch-Areal. Foto: Nord-Rundschau Bild 1 von 1: Das Schoch-Areal. Foto: Nord-Rundschau

Feuerbach - Ende April haben sich rund 40 Bürger in einer Planungs- und Strategiewerkstatt Gedanken gemacht, wie es auf dem Schoch-Gelände weitergehen könnte. Die Teilnehmer hatten sich in drei Arbeitsgruppen aufgeteilt und eine Fülle von Ideen und Vorschlägen erarbeitet, wie die Industriebrache in der Nähe des Feuerbacher Bahnhofs entwickelt werden könnte.

Die bisherigen Ergebnisse der Bürgerbeteiligung und der Planungswerkstatt wurden Mitte Mai im Bezirksbeirat Feuerbach und im Umwelt- und Technikausschuss des Gemeinderates vorgestellt.

Altlastensanierung war beim Workshop zentrales Thema

Ein zentrales Thema des Workshops war die Altlastensanierung. Seit Ende August ist auf dem Schoch-Gelände eine Grundwasser-Reinigungsanlage in Betrieb. Die Entnahme erfolgt aus vier unterschiedlichen Brunnen. Zudem untersucht seit Februar dieses Jahres eine Firma den Boden und die Gebäude. Über 100 Bohrungen wurden auf dem Gelände vorgenommen, einige bis in eine Tiefe von 20 Metern.

Das Ergebnis: Sowohl bei Chromat als auch bei den leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen ist der Boden auf dem gesamten Betriebsgelände derart verunreinigt, dass saniert werden muss. Das Industriegebäude und der darunter liegende Boden sei zum großen Teil so massiv kontaminiert, dass ein Erhalt der Gebäude nicht zu empfehlen sei, berichtete Karl-Theo Maurer vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung im Bezirksbeirat.

Gebäude sind mit Chromat verunreinigt

„Die Kontamination der Bauteile mit Chromat ist vielfach nicht auf den ersten Blick erkennbar, da diese durch Anstriche, Mörtel oder Estrichboden überdeckt sind“, heißt es in dem Bericht von Cobraman (Coordinating Brownfield Redevelopment Activities). Hinzu kommt, dass auch verschiedene tragende Bauteile in einem bedenklichen Zustand sind: „Die Begutachtung des baulichen Zustandes ergab zusammenfassend, dass verschiedene tragende Bauteile stark korrodiert und dringend sanierungsbedürftig sind“, heißt es in dem Zwischenbericht. Auch im Bereich des Kamins liege eine „schadhafte tragende Gebäudesub-stanz vor“.

Der Erhalt des Schoch-Schornsteins als historisches Wahrzeichen sei aus statischer Sicht eine problematische Angelegenheit, sagte Karl-Theo Maurer. Im städtebaulichen Wettbewerb soll nun geprüft werden, ob das Eckgebäude an der Kremser und Dornbirner Straße – die sogenannte Schoch-Villa – erhaltenswert sei. Dieses Gebäude sei nicht verunreinigt. Im Juli wird ein nichtoffener Planungswettbewerb für das ehemalige Firmenareal und die direkte Umgebung ausgeschrieben. Die Teilnehmerzahl ist auf 24 begrenzt, acht Büros sind gesetzt. Unter den gesetzten Planungsbüros ist auch Lamott und Lamott, die bereits Entwürfe ausgearbeitet haben.

Ein Mix aus Wohnen, Handel und Gewerbe

Rund 60 Prozent der Fläche auf dem Schoch-Areal sollen für den Wohnungsbau genutzt werden, der Rest für Handel, Gewerbe und Dienstleistungen. Im nördlichen Teil der Industriebrache will die Firma Klumpp eine zwölf Meter hohe Halle bauen. Das Industriegebäude soll von einer etwa 15 Meter hohen und geschlossenen Blockrandbebauung verdeckt werden.

Verschiedene Mitglieder im Bezirksbeirat plädierten dafür, über die 15 Meter hinaus zu gehen und den Teilnehmern des Wettbewerbs mehr Spielraum für städtebauliche Ideen zu geben. Die Stadt als Ausloberin des Wettbewerbs tendiere auch dazu, den Architekten mehr Freiheit zu geben, sagte Maurer. Im Planungs- und Strategieworkshop wurde die zum Bahnhof orientierten nördlichen Blockrandbebauung auch kritisch beurteilt: Das sei kein gelungener Entreebereich, sondern eine chinesische Mauer, sagte ein Bürger im Bezirksbeirat.

 

Von Georg Friedel
Mit frdl. Genehmigung der Nord-Rundschau

Veröffentlicht am 21.06.2012