Alles verspätet, aber noch nichts verloren...

Trotz „Polarfrühling“ verhaltener Optimismus bei Winzern, Obstbauern und Co.

Fotos: Susanne-Müller-Baji Bild 1 von 1: Fotos: Susanne-Müller-Baji

Zu kalt, zu nass, zu trüb – gäbe es einen Wettergott, die Beschwerdeliste wäre lang. Doch gerade Landwirte, Obstbauern, Imker und Winzer, die am stärksten vom polaren Frühling betroffen sein müssten, blicken sogar verhalten optimistisch in die Zukunft – falls sich das Wetter jetzt wirklich auf längere Sicht bessert:

Die kommenden Tage und Wochen sind ausschlaggebend, betont etwa Konrad Ritz, Obmann der Weilimdorfer Landwirte. Gut sehe es beim Getreide aus; bei Mais oder Raps könne es zu Einbußen kommen, aber es sei noch zu früh für konkrete Aussagen. Deshalb müsse der Verbraucher im Moment auch noch nicht mit steigenden Preisen rechnen: Denn die Natur sei durchaus imstande, die Wetterunbill noch auszugleichen.

Tatsächlich betrachten viele Fachleute den langen Winter und das anschließende nasskalte Frühjahr quasi noch als Glück im Unglück ­– starke Temperaturschwankungen hätten schlimmere Folgen gehabt. So aber treiben die Pflanzen einfach deutlich später aus als sonst; die Blüte, und damit die Ernte, verschiebt sich. “Wir sind ungefähr drei Wochen hinterher”, sagt auch der Weilimdorfer Obstbauer Christian Hörnle. Mit den ersten hiesigen Erdbeeren könne man erst in zwei bis drei Wochen rechnen – gutes Wetter vorausgesetzt. Frisch vom Feld könnte dabei der Schlüssel zum Genuss sein: Wenn die Natur auch einiges an Süße wettmachen kann – die schlechten Wachstumsbedingungen machen die Früchte anfälliger für Pilzbefall; sie faulen schneller. Und was ist mit den Obstbäumen? Die weisen einen guten Fruchtansatz auf, sagt Hörnle und betont, er sei eigentlich “recht optimistisch” was die diesjährige Ernte angehe.

Die Feuerbacher Imkerin Emmi LaichDie Bienen der Feuerbacher Imkerin Emmi Laich werden ihren Teil dazu beitragen. Sie sagt: “Ich bin eigentlich erstaunt, wie gut meine Völker dastehen.” Während der Winter naturgemäß die Größe der Völker dezimiere, hätten sich ihre doch gut erholt. Andere Kollegen hatten weniger Glück: Als sie nun in einer Fachzeitschrift Bienenvölker anbot, seien diese im Handumdrehen verkauft gewesen – so manches Volk habe die dunklen Monate wohl nicht gut überstanden. Laich hofft, dass es jetzt deutlich wärmer wird und die Bienen wieder fliegen. Denn bislang haben sie sich überwiegend von den Vorräten ernährt, die sie an den wenigen schönen Tagen anlegen konnten. Was bedeutet, dass kaum Ertrag für die Imkerin blieb: “Das macht aber nichts: Ich denke nicht in guten oder  in schlechten Jahren, ich denke in Zehn-Jahres-Zeiträumen”, sagt sie pragmatisch: Über kurz oder lang gleiche sich das aus.

Auch der Feuerbacher Winzer Fabian Rajtschan hat die Hoffnung auf einen guten Tropfen noch nicht aufgegeben – und auch bei ihm gilt: Alles verspätet, aber noch nichts verloren: „Die Triebe sind jetzt gerade rund 15 Zentimeter lang, normal wären es um diese Zeit zirka 80 Zentimeter!“ Sorgen bereitet ihm, dass der anhaltende Regen die Reben anfälliger für Schädlinge gemacht und der aufgeweichte Boden den Einsatz von Maschinen im Weinberg kaum zulässt. Was die Oechsle im Jahrgang 2013 angeht, könne es aber schon noch werden, sagt er und hofft ““auf ein paar Wochen sonniges und warmes Wetter, ab und zu Regen im Sommer und auf einen goldenen Herbst”.

Susanne Müller-Baji
Veröffentlicht am 06.06.2013