Türöffner Hauptschulabschluss

Am Donnerstag fand im Rahmen der Berufswegeplanung die 1. Ausbildungsmesse in der Bismarckschule statt

V.l.: Schulleiter Gerald Mand, Bezirksvorsteherin Andrea Klöber und initiierende Lehrerin Ilaria Schütz. Alle Fotos: Susanne Müller-Baji Bild 1 von 7: V.l.: Schulleiter Gerald Mand, Bezirksvorsteherin Andrea Klöber und initiierende Lehrerin Ilaria Schütz. Alle Fotos: Susanne Müller-Baji

Im Untergeschoss präsentierten sich Stadtverwaltung und andere Einrichtungen, im Erdgeschoss war mit Bosch und Porsche die Industrie zu Gast, und im ersten Stock wurde für das Handwerk geworben: Am Donnerstag öffnete die Bismarckschule erstmals ihre Pforten zu einer Ausbildungsmesse.

Ziel der Veranstaltung: Eine große Bandbreite an möglichen Berufen vorstellen und die Werkrealschüler vielleicht sogar in Kontakt mit ihren zukünftigen Ausbildern bringen.

Gerade wurden die neuesten Zahlen veröffentlicht, nach denen wieder viele Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben sind. Und das, obwohl andererseits zahlreiche Jugendliche nicht zum Zug gekommen sind. Sind also die Anforderungen an die Bewerber zu hoch oder sind diese zu schlecht auf das Berufsleben vorbereitet? Die Bismarckschule versucht seit Jahren, ihren Werksrealschülern mit der Berufswegeplanung und diversen Praktika den Einstieg in den Beruf zu erleichtern nun kam erstmals auch eine Ausbildungsmesse hinzu (wir berichteten (1) und wir berichteten (2).).

Die soll den Jugendlichen und ihren Eltern eine möglichst große Bandbreite an Möglichkeiten präsentieren. Denn noch immer drängen die Schüler in einige wenige Wunschberufe und übersehen, dass es ähnliche, deutlich weniger überlaufene Berufszweige gibt. Oft können auch unterschiedliche Wege in ein und denselben Beruf führen. Bezirksvorsteherin Andrea Klöber war deshalb nicht nur gekommen, um die Veranstaltung zu eröffnen. Sie warb auch für eine Ausbildung bei der Stadtverwaltung Stuttgart, deren Infoblätter führten eine überraschende Vielfalt an angebotenen Ausbildungsplätzen aufführt, vom “Land- und Baumaschinenmechaniker” über den “Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste” bis hin zum “Winzer”. Alles machbar mit Hauptschulabschluss und Liebe zum Beruf.

Bosch, der größte Arbeitgeber in Feuerbach, ließ sich indessen von Denise Jabke, angehende Industriemechanikerin im dritten Lehrjahr, vertreten. “Wir glauben, dass die Leute eher Fragen stellen, wenn man in der selben Altersgruppe ist”, sagt sie. Auffallend: Während die Jungs vorerst noch im Pulk durch die zur Messe umfunktionierten Klassenzimmer zogen, fragten die Mädchen deutlich zielgerichteter an. Wie sieht es denn mit Frauen in der einstigen Männerdomäne aus? “Wir haben ungefähr 20 Prozent weibliche Auszubildende”, berichtet Volker Neumann über den Bereich Metallberufe/-Mechatronik, den er betreut: “Gewünscht wären aber 50 Prozent, das würde sich gut auf Atmosphäre und Dynamik in den Klassen auswirken.”

Die Jungs probierten inzwischen bei den Handwerksbetrieben, ihre Fingerfertigkeit: Eine Steckverbindung soll aus zwei Holzbrettchen entstehen. Thomas Rehder, Inhaber der Firma Türenmann, wachte mit Argusaugen über die Probanten. Falls ihn jemand überzeugt, stünden schon jetzt alle Wege für einen Ausbildungsbeginn im kommenden Herbst offen, erzählt er. Über die Schulnoten könne man reden, viel wichtiger sei die Motivation. Wenn die fehle, sei alle Förderung vergebens. Strenger sieht das Peter Schmaus von Sanitär-Schmaus: “Bei “Betragen” sollte schon ein Zweier drinstehen.” Und auch die Noten in Deutsch und Mathe nicht allzu schlecht ausfallen.

Allerdings, und darüber sind sich die Aussteller wieder einig: Mit der richtigen Motivation lasse sich vieles ausgleichen. sogar ein Hauptschulabschluss könne dann zum Türöffner werden. Ein Meistertitel im Handwerk befähige etwa zum berufsbezogenen Studium, so Rehder. Und Michael Leuthold vom Stadthotel Weinsberg bestätigt: Geeignete Bewerber hätten auch in Gastronomie und Hotellerie eine Vielzahl von Aufstiegsmöglichkeiten: “Es kommt nicht darauf an, wo sie herkommen, sondern wohin sie gehen. Und sie müssen es wirklich wollen.”

An der Ausbildungsbörse nehmen folgende Feuerbacher und Stuttgarter Unternehmen, Schulen und Institutionen teil:
Robert Bosch GmbH
Porsche AG
Mobile Jugendarbeit Stuttgart
Evangelische Altenheimat / Richard-Bürger-Heim
BIZ Berufs-Informations-Zentrum
Gewerbliche Schule für Holztechnik
GHV Feuerbach mit den Handwerksbetrieben
- TÜRENMANN
- Elektro Schraps
- Günter Schmaus
- Dieter Ettenguber
- Allgöwer
- Gobs
- Raumausstattung Hild
StadtHotel Weinsberg


Info: Viel Wissenswertes rund ums Thema Ausbildungsplätze gibt es auch auf www.feuerbach.de/ausbildungsboerse/



Von Susanne Müller-Baji
Veröffentlicht am 17.11.2014