Die erste Veranstaltung in diesem Jahr führte den Bürgerverein Feuerbach zum Landesamt für Geoinformation und Landesentwicklung Baden-Württemberg - eine hochinteressante Angelegenheit für die 65 teilnehmenden Mitglieder und Freunde des Bürgervereins.
Diese machten sich mit einer gesunden Portion Neugier auf den Weg, um Näheres über die Erstellung und Herstellung von Landkarten zu erfahren und Begriffe wie „Geodaten-Gewinnung“ erläutert zu bekommen. Martin Kessler vom Landesamt für Geoinformationen und Landentwicklung (LGL) umriss die Kernaufgaben und die Entstehung der Oberen Landesbehörde. 1953 wurde das Landesvermessungsamt Baden-Württemberg mit Sitz in Stuttgart gegründet.
Ein Großteil der Tätigkeitsbereiche des LGL stehen unter dem Oberbegriff „Geoinformation". Gemeint sind Informationen über Objekte und Sachverhalte mit Raumbezug. Die Erdgestalt wird mittels vermessungstechnischer Verfahren optimal erfasst und abgebildet. Daraus werden raumbezogene Informationen und Daten gewonnen, die aufbereitet und veredelt werden. Forschung, Verwaltung, Wirtschaft sind ebenso Nutzer, wie Anbieter von Dienstleistungen auf dem weiten Feld der Informationsbeschaffung im Internet. Auch Google kauft bei der LGL.
Die Besucher wurden darauf hingewiesen, dass oft rechtliche Grenzen nicht beachtet werden. So darf z.B. ein Vermieter von Ferienwohnungen nicht einfach eine Karte aus dem elektronischen Karten-Angebot in seinen kommerziellen Werbe-Prospekt übernehmen. Wenn die Daten jedoch als Wegweiser für ein privates "Festle" benötigt werden, dann geht das.Bei der Herstellung von topografischen Karten ist detaillierte und penibel genaue Arbeit des LGL erforderlich. Dabei ist das Land Baden-Württemberg für die Herstellung der topographischen Kartenwerke 1:10 000 bis 1:100 000 zuständig. Kleinere Maßstäbe (1:200 000 und kleiner) sind Bundessache. Darüber hinaus werden topographische Umgebungskarten (Wander-, Rad-, Landkreis und Freizeitkarten) und thematische Karten produziert. Die klassischen topographischen Karten werden nach einheitlichen Richtlinien flächendeckend für das ganze Land hergestellt. Je nach Maßstab muss der Informationsgehalt angepasst werden. Dies geschieht durch Auswahl, Vereinfachung und Hervorhebung der wesentlichen Karteninhalte. Diesen Vorgang nennt man Generalisierung. Fünf Jahre vergehen von der ersten Befliegung bis zur Erscheinung des Produktes. Durch vermehrten Einsatz von Computerprogrammen wird hier ein drei Jahre Turnus angestrebt.
Reiner Lüllemann, Kartograph, führte zum Abschluss in sehr anschaulicher Weise durch die Historie des Drucks der Landkarten. Beginnend mit Stein-, später Kupferdruck bis hin zum Offsetverfahren vergingen mehrere Jahrhunderte. Auch die frühere Vermessung war ein Thema. Alte Karten haben keine Höhendarstellungen. Interessant war auch die Aussage des Referenten, dass für neue Baugebiete die Luftaufnahmen angefordert werden, um vor Umlage Bombenabwurfstellen zu eruieren. Oder als Beweismaterial bei Gerichtsverfahren, in denen z.B. festgestellt werden muss, welche Bebauung zuerst da war.
Veröffentlicht am 03.02.2017