Platz-Problem oder Post-Posse?

Sourct die Post ihre Feuerbacher Paketkunden out?

Zwei der betroffenen Postkunden und der SWR beim Interview vor der Filiale der Feuerbacher Post am vergangenen Freitag: Torsten Opitz und Steffen Schneider, v.l., stehen der LANDESSCHAU-Journalistin und Moderatorin Aita Koha, re., zu ihren Erfahrungen mit den neuen umstrittenen Methoden der Post Rede und Antwort. Dazwischen die Feuerbacher Bürgervereinsvorsitzende Ruth Maier, die sich ebenfalls in dieser Thematik für die Belange der Feuerbacher Bürger einsetzt. Fotos: feuerbach.de Bild 1 von 4: Zwei der betroffenen Postkunden und der SWR beim Interview vor der Filiale der Feuerbacher Post am vergangenen Freitag: Torsten Opitz und Steffen Schneider, v.l., stehen der LANDESSCHAU-Journalistin und Moderatorin Aita Koha, re., zu ihren Erfahrungen mit den neuen umstrittenen Methoden der Post Rede und Antwort. Dazwischen die Feuerbacher Bürgervereinsvorsitzende Ruth Maier, die sich ebenfalls in dieser Thematik für die Belange der Feuerbacher Bürger einsetzt. Fotos: feuerbach.de

Sogar der SWR war vor Ort und berichtete in der Landesschau darüber: Mit einer neuen umstrittenen Geschäftspraktik sorgt die Deutsche Post in letzter Zeit bei immer mehr Kunden für wachsenden Ärger.

Die Post lagert seit Énde letzten Jahres die meisten der in Feuerbach unzustellbaren Pakete in andere Filialen in den Nachbarbezirken oder sogar teilweise in die Stuttgarter Innenstadt aus. Im Klartext: Wenn ein Paket vom DHL-Zusteller nicht abgeliefert werden konnte weil der Adressat nicht da war, bringt die Post es neuerdings statt in die Filiale nach Feuerbach in ihre Filialen nach Weilimdorf, Stuttgart-Nord oder sogar in die Innenstadt. Der Paketkunde muss sein Paket dann dort abholen. Paketkunden, die in nächster Umgebung der Postfiliale wohnen, scheinen jedoch nicht betroffen zu sein. Ihre Pakete werden auch weiterhin in der Feuerbacher Filiale für sie zur Abholung gelagert. Eine Gleichbehandlung von Kunden sieht ebenfalls etwas anders aus, wenigstens in unseren Augen.

"Fehlende Lagerkapazitäten" ...oder Gewinnmaximierung?
Ein paar betroffene Feuerbacher Postkunden haben beschlossen, ihrem Unmut Luft sowie diese in ihren Augen skandalöse neue Praktik publik zu machen und den SWR eingeladen, damit dieser über die Problematik berichtet. Vor einem mobilen SWR-Fernsehteam standen sie dann am vergangenen Freitag Vormittag der TV-Journalistin Aita Koha von der SWR-Landesschau Rede und Antwort - auf dem Gehweg vor der Postfiliale und nicht im Innern der Filiale, weil die Post eine Drehgenehmigung verweigerte. Die Betroffenen legten der "Landesschau-Mobil"-Moderatorin dabei ihre Erfahrungen und Sicht der Dinge dar. Einer von ihnen äusserte die Vermutung, dass die Post ihre Paketkunden "auslagern will, um irgendwann nur noch die einträglicheren Kunden der Postbank zu bedienen".
Der SWR-Bericht wurde am 29. Januar um 18.45 Uhr, in der "Landesschau" ausgestrahlt. Sie können ihn hier in der SWR-Mediathek weiterhin anschauen: https://swrmediathek.de/player.htm?show=8d48ff60-23f2-11e9-9a07-005056a12b4c


Die stellvertretende Feuerbacher Bezirksvorsteherin Susanne Ramp hat eine Anfrage bezügl. dieser Problematik an die Post gerichtet. Hier die Antwort der Post:

"Sehr geehrte Frau Ramp,
die Pressestelle Post in Stuttgart hat mir Ihre Anfrage zur Beantwortung weitergegeben. Als Regionaler Politikbeauftragter Baden-Württemberg bin ich Ansprechpartner für alle Anfragen zum Thema "Post" aus dem Bereich "Politik/Verwaltung". Die Pressestelle hat das Thema in ähnlicher Form auch an die Presse kommuniziert.
Für die Ausgabe von Paketen, die unsere Zusteller nicht ausliefern können, weil sie niemand angetroffen haben, wird jeder Adresse ein Ausgabestandort zugeordnet. Dies kann eine Postbank Filiale, eine Partner-Filiale oder ein DHL-Paketshop sein. Da alle Ausgabestandorte jedoch nur über begrenzte Lagerkapazitäten verfügen, die Paketmengen aufgrund des zunehmenden Online-Handels aber immer weiter steigen, werden in regelmäßigen Abständen die Mengen der auszugebenden Sendungen an den einzelnen Standorten überprüft. Das ist erforderlich, um die Wartezeiten für die Kunden so gering wie möglich zu halten und die Lagerkapazitäten nicht zu überschreiten. Auch nach der neuen Zuordnung der Zustellbezirke zu den Filialen/Paketshops Mitte November werden Pakete, zu denen unsere Zusteller Benachrichtigungen hinterlassen, in der Postbank Filiale in Feuerbach (Stuttgarter Straße 74-74a) zur Abholung bereitgehalten, allerdings nicht mehr die Pakete für alle Paketempfänger in Feuerbach, sondern nur noch die für Empfänger mit Adressen in der näheren Umgebung der Filiale.
2017 hatte die Deutsche Post DHL angekündigt, dass in den nächsten Jahren etwa 1.000 zusätzliche Filialen und DHL Paketshops eingerichtet werden.
Auch dadurch sind die Ausgabestandorte unseren Kunden neu zuzuordnen und festzulegen. Durch diese Maßnahmen sind unsere Ausgabestandorte – nicht immer – aber im Durchschnitt auf kürzeren Wegen erreichbar.
Neben den aktuellen Lagermöglichkeiten der Filialen und den betrieblichen Belangen hängt es vor allem vom Zustellbezirk ab, zu welcher Filiale der Zusteller die Sendungen bringt, die er nicht direkt ausliefern kann.
Grundsätzlich bringt er die Sendungen zu der Filiale, die für die meisten seiner Empfänger am nächsten liegt. Wo und wann die Sendung abgeholt werden kann, steht auf der Benachrichtigungskarte, die er in den Briefkasten des Empfängers steckt.
Leider lässt es sich nicht ganz vermeiden, dass die neue Zuordnung von Sendungsmengen zu Ausgabe-Standorten für einzelne Kunden zu einem weiteren Weg führt. Ist der neue Ausgabe-Standort für einen Kunden ungünstig gelegen, besteht bereits heute die Möglichkeit für alle Kunden der Post, ihre Pakete an eine sogenannte "Postfiliale Direkt" senden zu lassen und diese dort abzuholen.
https://www.dhl.de/de/privatkunden/pakete-empfangen/an-einem-abholort-empfangen/filiale-empfang.html
Das Paket wird in diesem Fall dann nicht mehr nach Hause gebracht, sondern direkt in die gewünschte Filiale oder den Paketshop, z. B. in der Nähe der Wohnung, des Arbeitsplatzes oder bei einem Einkaufszentrum mit häufig auch längeren Öffnungszeiten. Welche Filiale oder welcher Paketshop den Service "Postfiliale Direkt" anbietet, können sich die Kunden über den "Postfinder" (www.postfinder.de) anzeigen lassen.
So adressierte Pakete kann man sich auch in die Postbank Filiale in der Stuttgarter Str. 74-74a liefern lassen.
Darüber hinaus gibt es in Stuttgart Feuerbach folgende DHL-Paketshops, in die man sich Pakete liefern lassen kann:
- Wiener Platz 1
- Stuttgarter Str. 46
- Mühlstr. 28
- Grazer Str. 19

Hinzu kommen in Feuerbach drei Packstationen, an die man sich ebenfalls Pakete liefern lassen kann, die dann rund um die Uhr abgeholt werden können."

(Als Absender zeichnete der regionale Politikbeauftragte Baden-Württemberg der Deutschen Post AG Niederlassung Multikanalvertrieb Zuffenhäuser Kelterplatz 1)

Als offiziellen Grund für die neue Richtlinie gibt die Post also eine allgemeine Überlastung mit Paketsendungen und "fehlende Lagerkapazitäten" an, was angesichts der immer stärker ansteigenden Flut an Paketen auch durchaus plausibel erscheint. Jedoch gibt es Hinweise, die diese Begründung in ein zweifelhaftes Licht rücken. So hat eine ebenfalls betroffene Followerin unserer facebook-Seite am Freitag in unserem Posting über den Besuch des SWR geschrieben, dass sie einen Schalter-Mitarbeiter der Feuerbacher Postfiliale darauf angesprochen habe. Dieser war über das Argument "fehlende Lagerkapazitäten" und "Überlastung" erstaunt und konnte es nicht nachvollziehen, schrieb sie. Des weiteren hieß es, die Feuerbacher Filiale könne durchaus weitere Pakete annehmen und verarbeiten, dies wird jedoch scheinbar von der Post verweigert. Auch Platzkapazitäten gäbe es in der Filiale durchaus noch genug. Und zum Schluß schrieb sie, dass die Postmitarbeiter sogar um die Streichung ihrer Arbeitsplätze bangen, da sie nichts mehr zu tun hätten.
Der geneigte Leser möge sich dazu selber seine Gedanken machen...


Weitere Infos zu diesem Thema finden Sie auch in einem Bericht der Stuttgarter Zeitung vom 07.12.2018: https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgarter-norden-langer-weg-bis-zum-paket.f06eed4c-11bb-4b1c-801a-97a2621262ef.html

Veröffentlicht am 04.02.2019