Stuttgarter "Villenskraft":

Beim 180. Bürgertreff des Bürgervereins drehte sich alles um die Villenkultur in Stuttgart

Jörg Kurz beim 180. Bürgertreff des BV Feuerbach. Foto: Bürgerverein Feuerbach Bild 1 von 1: Jörg Kurz beim 180. Bürgertreff des BV Feuerbach. Foto: Bürgerverein Feuerbach

Es ging um prächtige Bauten in Stuttgarts Höhen- und Halbhöhenlagen: Über 100 Mitglieder und Gäste des Bürgervereins Feuerbach e.V. lauschten am 20. März den gleichermaßen spannend vorgetragenen wie profunden Kenntnissen des Autors Jörg Kurz über die vielfältigen Villenkultur Stuttgarts.

Jeder und jede der Besucher(-innen) kennt Beispiele von solchen Prachtbauten, aber dass eine solche große Anzahl im Laufe von knapp 170 Jahren Stuttgarts Höhen besiedelten, beeindruckte nachhaltig.

Gediente wohlhabende römische Soldaten setzten mit ihren Landhäusern ("Villa rustica") hierzulande erste Zeichen für die Villenkultur. Mit der Villa Berg, der Landhausvilla des württembergischen Kronprinzen, begann 1853 in Stuttgart der moderne Villenbau. Um diese Zeit entwickelte sich in Stuttgart die Industrialisierung, vor allem mit der Chemischen Industrie, der Schokoladeherstellung und dem Klavierbau. Das dadurch entstehende Großbürgertum wollte sich mit repräsentativen Bauten vor allem gegenüber dem Adel als neue Klasse präsentieren. So wurden auch die Sommerhäuser auf Stuttgarts Hängen und Höhen immer mehr zu Villen umgewandelt. Größere Villenstandorte entstanden an Plätzen mit guter Höhenluft, wie in Degerloch, auf der Gänsheide (Villen Bosch und Reitzenstein), im Herdweg und um den Bismarckturm (Villen Roser und Porsche).

Für viele Feuerbacher Besucher eine Erinnerung: Die „kleine Solitude“, eine Villa der Familie Schoch in der Linzer Straße; in der wirtschaftlich schlechten Zeit mit inliegendem Schwimmbad 1948 gebaut und 1978 abgerissen. Auch moderne Villen wurden vom Vortragenden gezeigt. Ein wesentlicher Unterschied zu den Prachtbauten vor hundert und mehr Jahren: Das weithin sichtbare Präsentieren des eigenen Wohlstandes hat sich ins Gegenteil gewandelt. Von außen ist nur sehr wenig bis nichts von der Pracht zu erkennen.

Ein kurzweiliger Abend mit lebendigem regionalem Geschichtsunterricht bleibt in Erinnerung.

Veröffentlicht am 25.03.2019