Zehn Kandidaten und ein Zeitfenster von eineinhalb Stunden - es war eine ehrgeizige Aufgabe, die sich der Feuerbacher Jugendrat zusammen mit der Landeszentrale für politische Bildung (lpb) gestellt hatte.
Und eine wichtige: Bei der Podiumsdiskussion am Dienstag konnten sich Schüler über Wahl und Wahl-Programme informieren. Es wurde ein Mittag mit hohem Sport- und Kuschelfaktor.
Die Szene wirkte ein wenig das Letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci, nur dass nun Moderator Tobias Rieger von der lpb inmitten der Kandidaten Platz nahm: Sven Baumstark (SPD), Markus Bott (CDU), Filippo Capezzone (die Linke), Bernd Klingler (BZS23), Naomi Marte (Junge Liste), Christian Musse (B90/Die Grünen), Matthias Oechsner (FDP), Theresa Polllinger (SÖS), Ralph Schertlen (SchUB) und Michael Schrade (Freie Wähler) stellten sich und ihre Parteien und Bündnisse vor.
David Bittlinger und Pascal Alf vom veranstaltenden Jugendrat schworen die potentiellen Erstwähler darauf ein, unbedingt von ihrem Recht Gebrauch zu machen. “Es geht um Themen, die jeden einzelnen hier extrem betreffen: Eure Entscheidung bestimmt darüber, was vor Eurer Haustür geschieht.” sagte Alf. Gut auch, dass die beiden das Prozedere erklärten; die Kommunalwahlen gelten nicht umsonst als kompliziertestes Wahlverfahren im politischen System Deutschlands. Ausflüchte gibt es nicht: “Am 26. Mai ist das Abitur vorbei, Ihr seid vielleicht weg, Ihr seid vielleicht nicht nüchtern – dafür gibt es die Briefwahl”, so Bittlinger: “Es gibt also keinen Grund, nicht wählen zu gehen!”
Nach diesem eindringlichen Appell ging es zur Sache: Die Kandidaten stellten sich vor und es zeigte sich bald: Würde man in dieser Runde eine Seilschaft bilden, sie hieße “Sportvereinigung”: Gleich drei der Kandidaten sind in dem Verein aktiv. Vielleicht verlief die Veranstaltung deshalb so auffallend harmonisch: Es gab wenig Seitenhiebe und direkte Anriffe, sieht man davon ab, dass immer wieder suggeriert wurde, junge Gemeinderäte würden sich automatisch für die Belange der jungen Wähler einsetzen.
Zuvor hatte man jugendrelevante Themen ausgewählt und auch den Kandidaten zur vorab zur Kenntnisnahme gegeben: Öffentliche Verkehrsmittel, schnelles Internet und – natürlich – das Fehlen einer zeitgemäßen Sporthalle in Feuerbach. Die arrivierteren Parteien betonten, wie schwierig Lösungen sind, die Bündnisse jüngeren Datums wünschten sich einschneidende Ansätze, wie Straßenraum, der wieder zum Lebensraum werden soll, oder öffentliche Verkehrsmittel zum Nulltarif. Wie genau das vonstatten gehen soll, darüber schwiegen jedoch auch sie sich aus.
Interessant: Gerade auf die plakativeren Versprechen war der Applaus des Publikums oft eher verhalten, vielleicht unterschätzen die Kandidaten hier ihre Erstwähler. Nachgefragt: Hat die Podiumsdiskussion geholfen, sich ein Bild zu machen? “Jaaa, schon”, kommt die Antwort etwas gedehnt. Entschlossener klingt es am lpb-Stand: Hier können sich Schüler für eine Instagramm-Kampagne fotografieren lassen: “Ich gehe wählen” steht auf dem Zettel, den sie in die Kamera halten: “weil ich die Zukunft mitbestimmen will”, schreibt eine Schülerin.
Von Susanne Müller-Baji
INFO: Die Kommunalwahl 2019
Die Kommunalwahl entscheidet über die Mitglieder der Gemeinderäte, der Kreistage und der Regionalversammlung. Gewählt wird am 26. Mai, wahlberechtigt sind alle Einwohner über 16, mit Einschränkungen auch Unionsbürger, die seit mindestens drei Monaten ihren Hauptwohnsitz am Ort haben. In Stuttgart sind insgesamt 60 Stimmen zu vergeben, möglich sind pro Kandidat bis zu drei Stimmen (kumulieren), man kann seine Stimmen auch auf Kandidaten mehrerer Wahlvorschlagslisten verteilen (panaschieren). Weitere Infos gibt die lpb auf www.kommunalwahl-bw.de