Gewitzte Zeichnungen und narrative Landschaften made in Feuerbach, dazu eine internationale Karriere als Grafik-Designer und seine Mitwirkung am Öko-Label „Eco Carrots“:
Der Einfallsreichtum von Künstler Fritz Arnold kennt keine Grenzen und nichts ist vor ihm sicher: In seinen Objekten fahren winzige Wuchtbrummen mit einer Spielzeug-Dampfmaschine Karussell. Und die Schnürung seiner Lieblingsturnschuhe wurde zur Corsage eines leicht hingeworfenen Frauenakts.
Ein bisschen frech, ein bisschen frivol – so kennt man die Zeichnungen Fritz Arnolds, wie er sie auch lange beim mittlerweile aufgelösten Feuerbacher Kunstverein präsentiert hat. Weniger plakativ, aber auch weniger bekannt sind seine Landschaftsgemälde, schroff und abweisend und viel monumentaler als die kleinen Bildformate vermuten lassen würden. Sie beweisen: Mehrere Seelen wohnen in seiner Brust. Während die meisten Künstler entweder die Weichheit des Pinselduktus’ oder die harte Exaktheit der Linie bevorzugen, beherrscht er einfach beides.
Seine dreidimensionalen Objekte offenbaren überdies noch etwas anderes: Die Fähigkeit zu erkennen, was Gegenstände noch alles sein könnten. Nur so kann aus der Schnürung eines Schuhs ein Schnürkorsett werden. Und aus Salzteig – eigentlich der Inbegriff des Spießigen – formt Fritz Arnold das A – Z des Kamasutra, auch zu betrachten im seinem vor einigen Jahren entstandenen Bildband „verquer”.
Angefangen hat alles mit einer Ausbildung an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Erste Berufserfahrung sammelte Fritz Arnold im Atelier des Stuttgarter Grafikers und Künstlers Anton Stankowski, der Mitarbeiter auch gerne mal als „Zeichenknechte” bezeichnete – das prägt. Es folgte eine Bestandsaufnahme, wie Arnold erzählt: „Ich war noch immer in Stuttgart, ich hatte noch nichts gesehen von der Welt – da wurde mir klar: Ich muss mal raus.”
Zwei Jahre lebte und arbeitete er im kanadischen Toronto, ein weiteres Jahr in Montreal. “Einmal bin ich auch mit dem VW von Montreal bis nach Mexiko gefahren, weil ich unbedingt die Pyramiden der Azteken sehen wollte”, sagt er. Und in New York City besuchte er einen anderen Künstler mit tiefreichenden Verbindungen zu Feuerbach: Den Deutschamerikaner Eric Carle, Schöpfer der “Raupe Nimmersatt”, der einen Teil seiner Kinder- und Jugendjahre im Stadtbezirk verlebt hat.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland arbeitete er als freiberuflicher Grafik Designer. Besonders gerne denkt er an die Zusammenarbeit mit dem 1996 verstorbenen Armin Lang zurück, besser bekannt als Erfinder vom “Äffle und Pferdle”. Für ihn zeichnete Fritz Arnold Teile der Zeichentrick-Kurzfilmserie “Karl Auberle & Co KG”, deren Charakteren Lang selbst, Walter Schultheiß und Trudel Wulle ihre Stimmen liehen. Ein Zitat daraus, “Sauberle, Herr Auberle”, ist längst schwäbisches Gemeingut.
Im Ruhestand widmet sich Fritz Arnold einer weiteren Herzensangelegenheit: Er ist der kreative Kopf hinter dem Ökolabel Eco Carrots seiner Partnerin Nora Papajewski, die auch die treibende Kraft hinter der Feuerbacher Fairtrade-Zertifizierung ist. Die frechen Motive stammen allesamt aus seiner spitzen Feder: Der Verkaufsrenner schlechthin ist ein Teufelchen á la Arnold, das nun durchtrieben und treuselig zugleich aus der Wäsche guckt: Wie ist das nur möglich?
Auf einer Doppelseite zeigt sich Arnolds Buch “verquer” übrigens geradezu visionär: Ein gekonnt gezeichneter Sonnenanbeter, dümpelt gemütlich mit seinem Boot auf der Dünung, während von ihm unbemerkt bereits ein wahrer Tsunami aus schwarzer Tusche heranrauscht: Überschrieben ist das Blatt mit “Unsterblichkeit ist nicht jedermanns Sache. (J.W. von Goethe)“. Ähnlichkeiten mit Auswüchsen der Corona-Pandemie sind natürlich rein zufällig.
Von Susanne Müller-Baji