Begehbares Feuerbacher Gedächtnis

Historische Römerstraße

Steinsträßle

Römerstraßen im Limesgebiet (Karte: Dominikanermuseum Rottweil) Bild 1 von 9: Römerstraßen im Limesgebiet (Karte: Dominikanermuseum Rottweil)

„Architekt der römischen Herrschaft im heutigen Südwestdeutschland“ war der flavische Kaiser Vespasian, dessen Regierungszeit von 69 bis 79 n.Chr. andauerte. Er veranlasste den Bau erster Heeresstraßen (Bild 1) in diesem Limes-Gebiet, um rasche Truppenbewegungen und den sicheren Transport kriegswichtiger Güter, später auch als Voraussetzung für die bis in die entlegensten Gebiete funktionierende römische Verwaltung, die Verteilung von Wirtschaftsgütern  zu ermöglichen. Zahllose Meilensteine (1 Meile=1478m) dienten der besseren Orientierung.
Unter der Ägide des Vespasian-Sohnes Domitian, dessen Kaiserzeit von 81 bis 96 n.Chr. währte, wurde der Bau großer Verbindungsstraßen zwischen den Heerlagern und Kastellen mit Nachdruck fortgesetzt. Es galt, die bedeutenden Standorte Mainz, Straßburg und Augsburg sowie den Rhein mit der Donau zu verbinden. Der so entstandene Teilabschnitt von Pforzheim nach Cannstatt, die sog. Consularstraße, ist „die bedeutendste römische Vormarsch- und spätere Etappenstraße im Raum Stuttgart. Sie ist seit 2001 einfaches Kulturdenkmal nach §2 DSchG (Bild 9). Auf ihr wurden um 90 n.Chr. die zum Bau des Reiterkastells abkommandierten Truppen der 8.Legion aus Straßburg nach Cannstatt verlegt.“  So entstand mit dem Römerkastell Clarenna auf der Altenburg in Cannstatt, ein Militärstützpunkt für die 500 Mann starke Reitertruppe Ala I Scubulorum, ein wichtiger Knotenpunkt für verschiedene Fernstraßen. Hier schloss sich u.a. die Militär-/Consularstraße Straßburg-Pforzheim-Cannstatt an die bereits bestehende Verbindung Mainz-Augsburg, „die wichtigste Verkehrsader in unserem Raum“, an.
Es war Herzog Carl Eugen (1728-1793), der 1772 den Auftrag gab, die Consularstraße zu erforschen und zu kartieren. Sie führte über das auf den früheren Steinbelag hinweisende Steinsträßle (Bild 2), weiter über die Hohewart- und Stuttgarter Straße nach Cannstatt. Der Archäologe und Heimatforscher Oscar Paret (1889-1972) bezeichnet die Wege der frühschwäbischen Zeit innerhalb des Ortes und hinüber zu den Nachbardörfern mit besseren oder schlechteren Feldwegen. „Da waren die alten Römerstraßen mit ihren Steinvorlagen, so auch die von der Hohwart nach Feuerbach herab und weiter nach der Steig bei Cannstatt ziehende, schon etwas Besonderes.“ Und die Recherchen des Historikers Kleemann bestätigen: „Eine der wichtigsten (römischen) Militärstraßen, kunstvoll mit dauerhafter Steinunterlage gefestigt, führte von Straßburg her über Feuerbacher Boden im Zuge der Hohewart- und Stuttgarter Straße zur Prag, dem (Cannstatter) Kastell zu.“
Römerzeitliche Ziegelstein-Funde einer Villa rustica (mit zinnenen Röhren in Richtung Högenbrünnele) in der unteren Stuttgarter Straße sowie ein Beil und Wagenteile, entdeckt anno 1911, an der Ecke Stuttgarter Straße/ Klagenfurter Straße, ergänzen die Erkenntnisse.
Nach Heiner Kirschmer waren „die wichtigsten Straßen als Pflasterstraßen ausgebaut, ab dem 2.Jahrhundert n.Chr. als Kiesstraßen mit einem festgelegten Aufbau aus mehreren Schichten unterschiedlichen Materials.“ In der Regel verwendete man dafür Schotter und Kies, eine Bauweise, die als wassergebundene Decke noch bis ins 20.Jahrhundert im Landstraßenbau üblich war. Sie waren an der Krone 4 bis 5 m breit und hatten eine Steinpackung. Charakteristisch für die Routenführung römischer Straßen waren deren geradliniger Verlauf und ihr hoher Damm.
Der Archäologe Holger Baitinger verweist darauf, dass „vom Parkwärterhaus bis über die abgegangenen 4 Buchen hinaus vom römischen Körper, teilweise neben dem heutigen Weg, so viel erhalten ist, dass wir sicher sein können, dass auch weiterhin bis Feuerbach die Römerstraße in derselben Art durchgeführt war; wo also der heutige Weg gerade verläuft, hält er sich an die römische Linie.“
Vom Forsthaus am Oberen Kirchhaldenweg (Bilder 2 und 3) aus verläuft die römische Heerstraße auf der Feuerbacher Markung in östliche Richtung auf und neben dem Steinsträßle, an einer Informationstafel (Bild 4) und an der Stroheiche (Bild 5)  vorbei, weitestgehend geradlinig zur Hohewart und über die Hohewartstraße hinunter zur Stuttgarter Straße.
Neben der Informationstafel (Bild 4) ist die Römerstraße angeschnitten, wodurch deren Aufbau erkennbar wird (Bilder 6 und 7). Die Qualität dieser Straße ist für Schwertransporte nicht geeignet, der historisch wertvolle Untergrund würde dadurch zerstört.
Ein Schild an der Stroheiche (Bild 5) informiert so nebenbei über die frühere Bedeutung dieses Baumes: „Hier an der Steinstraße, der einstigen Rö­merstraße, trafen früher die Viehherden von Weilimdorf und Feuer­bach zusammen. Zur Abgren­zung der Weidegebiete wurden hier Stroh­büschel in eine alte, mar­kan­te Eiche gehängt. Diese „Stro­heiche“ ist jedoch schon längst ge­stor­ben und nun durch eine jüngere ersetzt.“

Wenn man die Hohewartstraße 138 passiert, so findet man dort eine privat errichtete Gedenksäule, welche auf die historische Römerstraße hinweist (Bild 8).


Quellen: Holger Baitinger, Heiner Kirschmer, Oskar Paret, Gotthilf Kleemann, Untere Denkmalschutzbehörde, Stadt Stuttgart