Friedenskirche in Feuerbach

Statt einer Predigt gab es einen Richtspruch

Verregnete Außenansicht Bild 1 von 7: Verregnete Außenansicht

Klein, aber mit viel “Miteinander”: Die Evangelisch-methodistische Gemeinde des Bezirks Stuttgart-Nord hat am Freitag das Richtfest der neuen Friedenskirche gefeiert.

Anheimelnd wirkt der Rohbau an diesem verregneten Freitagnachmittag noch nicht, aber Pastor Helmut Rothfuß von der evangelisch-methodistischen Gemeinde hat das Gotteshaus bereits fix und fertig vor Augen: “Da kommt die Orgel hin, dort ist das große Buntglasfenster und die drei kleinen Fenster da drüben sind auch mit farbigem Glas.” Bauleiter und Gemeindemitglied Peter Perschany hat die Bilder parat: Der Entwurf von Glaskünstlerin Bettina Bürkle zeigt bunte Quadrate, ein Blickfang im ansonsten eher zurückhaltenden Kirchenraum. Dass viele Teile ein großes Ganzes ergeben, zieht sich wie ein roter Faden durch das Bauprojekt, das unter der Überschrift „Miteinander“ steht.

Derzeit entsteht bereits die dritte methodistische Kirche an dieser Stelle: Das erste Gotteshaus wurde 1874 eingeweiht, war aber nur eine Übergangslösung. 1915 folgte die Friedenskirche, wie sie viele Feuerbacher noch kennen – im vergangenen Mai endete auch diese Ära. Während der Bauarbeiten kommt man übrigens, ganz im Sinne der ökumenischen Zusammenarbeit, bei anderen Kirchengemeinden im Stadtbezirk und im Burgenlandzentrum unter.

Die Gesamtkosten sollen bei rund 8,7 Millionen Euro liegen; Kirchensteuern fließen keine in den Neubau, wie Rothfuß erläutert, wohl aber Spenden und Aufwendungen der Gemeindemitglieder. Den Löwenanteil der Kosten deckt der Kirchenbezirk Nord durch den Verkauf von nicht mehr benötigten Grundstücken in Weilimdorf und Zuffenhausen. Zudem ist der Bezirk Stuttgart-Mitte als Mitinvestor an Bord, mit dem Überschuss, den man durch einen dortigen Grundstücksverkauf erzielt hat.

Neben Gotteshaus und Gemeindezentrum entsteht eine Kindertagesstätte, für die die Bethanien Diakonissen-Stiftung die Trägerschaft übernimmt. Außerdem gibt es acht Wohnungen – zwei davon sollen Studenten-WGs beherbergen – sowie eine Tiefgarage. Der Pastor betont, dass der fertige Komplex unabhängig von fossilen Brennstoffen sein werde, mit einer Photovoltaikanlage sowie einer Luftwärmepumpe samt Wasserspeicher.

Coronabedingt musste das Richtfest am Freitag mit weniger “Miteinander” als erhofft ablaufen. Rothfuß kündigte aber bereits an, man werde das Catering bei der Einweihung nachholen, die für Ende 2021 geplant ist. So gab es Schmalzbrote in Anlehnung an den Spitznamen des Gottes-hauses: Schmalzkirche. Der geht auf die Zeit nach den beiden Weltkriegen zurück, als amerikanische Gemeinden Care-Pakete nach Feuerbach schickten, die von hier aus an die Bevölkerung verteilt wurden.

Der Pastor selbst brachte am Freitag den elegant gereimten Richtspruch aus. “Wir haben ja ein Flachdach und deshalb keine Zimmerleute, also muss leider ich ran”, hatte er zuvor noch bedauert. die Grußworte kamen von Superintendent Siegfried Reissing und von Bezirksvorsteherin Andrea Klöber. In einem symbolischen Akt knoteten die Gäste Bänder an den Richtbaum, der anschließend auf den Rohbau aufgepflanzt wurde, und erkundeten dann bei einer Führung den Rohbau. Als Erinnerung an das Richtfest bekam jeder noch ein paar Lego-Steine mit auf den Heimweg. Weil viel “Miteinander” hier ein bauliches Ganzes ergibt.

Susanne Müller-Baji

Mehr zur Historie lesen Sie im „Begehbaren Feuerbacher Gedächtnis“:
https://www.feuerbach.de/historie/begehbares-feuerbacher-gedaechtnis/friedenskirche

Veröffentlicht am 28.10.2020